Bei der Verfeinerung eines beliebten Rezepts werden den bewährten Zutaten neue hinzugefügt. Die Aufbereitungsart wird angepasst und da und dort etwas schärfer oder milder gewürzt. Geht es ums Essen, soll die Kreation neue Geschmackswelten eröffnen. In Bezug auf die Bildung hat die Reform das KV den heutigen Anforderungen angepasst: mit einem passenden Rezept, das den Lernenden erlaubt, in der heutigen Gesellschaft und Arbeitswelt zu bestehen.

Das bleibt bestehen

Grundlagenwissen (GLW)

Über die drei Jahre wird Grundlagenwissen in den Kernbereichen Wirtschaft, Kommunikation (1. Landessprache, 2. Landessprache und eine Fremdsprache) sowie Technik erarbeitet. Neu: GLW nimmt immer Bezug auf eine Handlungskompetenz.

Bestehend, aber viel stärker gewichtet

Mehr Gewicht erhält die Zutat Prozedurales Wissen und interdisziplinäre Anwendung «PWIA». Die interdisziplinäre Vernetzung beginnt bereits mit dem Start der Ausbildung. Sie geschieht laufend und ist massgebend für das Qualifikationsverfahren.

Das wird neu

Handlungsbausteine

Neu für die kaufmännische Grundbildung sind die Grundlagen für den berufskundlichen Unterricht an den Berufsfachschulen. Sie bringen die Praxis aus den Lehrbetrieben direkt ins Schulzimmer. Im Zentrum stehen betriebliche Arbeitssituationen. Diese Bausteine stellen sicher, dass das Grundlagenwissen und die interdisziplinäre Vernetzung so gestaltet werden, dass sie den Kompetenzen der Arbeitswelt entsprechen.

Neu gestaltetes Qualifikationsverfahren

Unser Qualitätscheck, das QV, wird völlig neugestaltet. Viele Punkte erhält, wer das Grundlagenwissen optimal interdisziplinär anwenden und vernetzen kann. Geprüft wird also die Wirkung, das Resultat einer Handlung.

Unser Rezept an der WKS

Trotz identischen Zutaten wird nicht an allen Schulen auf die gleiche Weise «gekocht» werden. Es gibt verschiedene Wege, wie ein gutes Menü zustande kommt. Die Zutaten und der Qualitätscheck sind aber überall gleich. Der Rahmen wird durch das «AVIVA-Modell» gegeben.

So könnte eine Lernende von ihrem ersten Lehrjahr berichten

«Bereits zu Beginn wird klar: Der Unterricht ist anders. Als Lernende habe ich eine Lehrperson, die mich das ganze Jahr durch aktiv begleitet. Wir tauschen uns regelmässig aus, suchen nach Lösungen, setzen neue Ziele. Ebenfalls neu ist, dass drei Klassen eine Einheit bilden. Für den Unterricht in Grundlagenwissen sind wir in unserer eigenen Klasse. Bei der «interdisziplinären Anwendung» können wir auf die Beratung und Begleitung aller Lehrpersonen zählen, die eine der drei Klassen unterrichten.

Heute haben wir im Team die Aufgabe erhalten, zu priorisieren, was wir die kommenden zwei Wochen erledigen wollen und wann wir dies tun. Im Job, im Unterricht und privat. Interessant war, dass es verschiedene Ansatzpunkte gibt. Die Lehrperson hat die ABC-Analyse und das Pareto-Prinzip vorgestellt. Nach diesem-System haben wir unsere Aufgaben nochmals angeschaut. Wir werden nun einmal pro Woche analysieren, ob wir dies so umsetzen konnten. In zwei Wochen tauschen wir uns in der Klasse dazu aus.

Später haben wir klassenübergreifend an den «interdisziplinären Anwendungen», sogenannte Handlungskompetenzaufträge, gearbeitet. Einer davon bezieht sich auch auf die Priorisierung von Arbeiten. Wir sollen dazu eine Präsentation mit dem Tool prezi.com machen und anhand eines Fallbeispiels unsere Priorisierung erläutern. Die Aufnahme davon müssen wir bis Ende Monat auf unseren online-Campus laden. Nicht ganz einfach: Wir sollen die Präsentation in der Fremdsprache halten und die «Business-Wörter» benutzen, die wir bisher gelernt haben. Das ist einer von acht Aufträgen, die wir während der «freien» Arbeitszeit erledigen werden. Im 2. und 3. Lehrjahr werden die Aufträge immer mehr Gewicht erhalten und komplexer werden. Am Ende entsprechen sie dem Level des QV, also der Abschlussprüfung.»


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