Die späte Laufbahnentwicklung ist von immer grösserer Relevanz. Eine Studie zeigt, dass das subjektive Alter die aktive Gestaltung der Arbeitsaufgaben stärker beeinflusst als die tatsächlichen Lebensjahre. Zudem wird es immer wichtiger, sinnstiftende Arbeit zu leisten.

Das subjektive Alter

Bereits Sinatra sang damals: „Weisst du nicht, dass es jeden Schatz auf Erden Wert ist, im Herzen jung zu sein“. Unsere Forschung fokussiert auf die subjektive Wahrnehmung und Einschätzung des eigenen Alters, also wie jung (oder alt) man „im Herzen“ ist. In der psychologischen Forschung nennen wir das „subjektives Alter“. Da es grosse Unterschiede im Alterungsprozess gibt (vor allem im höheren Alter), haben Personen, die gleich alt sind (in unserer Studie ältere Arbeitnehmende zwischen 50 und 60 Jahren), oft sehr unterschiedliche subjektive Alter.

 

Positive Einstellung und sinnstiftende Arbeit

In unserer Studie haben wir untersucht, ob das subjektive oder das chronologische Alter einen grösseren Einfluss auf das Verhalten bei der Arbeit hat. Teilnehmende, die sich jünger fühlen, gaben vermehrt an, ihre Arbeit selbstbestimmt zu gestalten. Zudem zeigen unsere Resultate, dass die selbstbestimmte Gestaltung der Arbeit mit mehr Sinnhaftigkeit bei der Arbeit zusammenhängt, was besonders für ältere Arbeitnehmende wichtig ist, da mit zunehmendem Alter eine sinnstiftende Arbeit an Bedeutung gewinnt.

Generell ist sowohl bei der Arbeit als auch im Privatleben eine positive Einstellung zum Altern hilfreich. Negative Altersstereotype sollten kritisch hinterfragt und mit positiveren Sichtweisen ergänzt werden. Stereotype gegenüber älteren Mitarbeitenden halten sich hartnäckig, obwohl die meisten längst wissenschaftlich widerlegt wurden: Die Forschung hat bereits vor Jahren gezeigt, dass ältere Arbeitnehmende im Durchschnitt genauso motiviert, fähig und produktiv sind wie jüngere Arbeitnehmende.

 

Mehr Motivation durch Job Crafting

Gerade für ältere Arbeitnehmende ist es von besonderer Wichtigkeit, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen. Es gilt, eine gute Balance zwischen den Anforderungen der Arbeit und den persönlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen zu finden und langfristig aufrecht zu erhalten. Hierzu gibt es unterschiedliche Methoden. Job Crafting ist ein proaktives Arbeitsverhalten, mit dem eine grössere Übereinstimmung zwischen der eigenen Persönlichkeit und der Arbeit hergestellt werden kann. Wichtig dabei ist, dass diese durch den Arbeitnehmer selbst hergestellt wird, da wir selbst am besten wissen, worin wir gut sind, was wir gerne machen und wie wir am erfolgreichsten arbeiten. Dies ist besonders für ältere Arbeitnehmende von Nutzen, damit sie ihre Arbeit möglichst gut an persönliche Stärken und Interessen anpassen können.

 

Alt werden wir alle

Unsere Bevölkerung altert. Wir werden in Zukunft immer mehr ältere Arbeitnehmende haben, auch weil die Pensionskassen zunehmend überlastet und wir länger gesund und arbeitsfähig sind. Aus diesem Grund ist es wichtig zu untersuchen, wie ältere Menschen länger, zufriedenstellend und sinnstiftend arbeiten können. Wir freuen uns sehr, dass dieses Thema nun vermehrt in der Forschung und in der Privatwirtschaft diskutiert wird. Es ist wichtig, die Potenziale des demografischen Wandels konstruktiv und sinnvoll zu nutzen, denn eins steht fest: Betroffen vom Altern sind wir alle.


Autoren

Dr. Noémi Nagy, Kalaidos Fachhochschule Schweiz
Dr. Claire Johnston und Prof. Dr. Andreas Hirschi, Universität Bern


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