Führungskräften bleibt heutzutage kaum Zeit, sich selbst und ihre Methoden zu hinterfragen. Das möchte Christine Kranz mit ihrem Symbolon-Training ändern: Sie nutzt die Bildsprache von Kunstwerken, um den auf Tempo und Effizient getrimmten Managerinnen und Managern den Spiegel vorzuhalten. Teilnehmerin Annelies Schürch erzählt.

Annelies Schürch, was war Ihre Motivation zur Teilnahme am Symbolon-Training?

Ich kenne Christine Kranz schon seit 20 Jahren, habe ihren Werdegang verfolgt und somit auch von ihrer Symbolon-Methode gehört. Mich hat ihre Herangehensweise immer interessiert und ich wollte schon längst an einem ihrer Seminare teilnehmen. Doch es passte lange Zeit einfach nicht zu meiner beruflichen Tätigkeit. Im Zusammenhang mit meiner jetzigen Funktion als Personalleiterin erschien mir eine solche Weiterbildung dann als sinnvolle Investition und so habe ich im Januar 2017 am Symbolon-Training teilgenommen.

Warum Symbolon – und kein anderer Führungs- oder Managementkurs?

Vor zehn Jahren habe ich den Master of Advanced Studies in Human Resources Management gemacht. Das war zwar sehr interessant – aber eben vor allem auf Effizienz und die persönlichen Fähigkeiten fokussiert. Nun wollte ich bewusst etwas ganz anderes. Für mich schliesst sich mit dem Symbolon-Training ein Kreis: Als ich jung war, wollte ich Musik studieren, doch meine Eltern waren damit nicht einverstanden. Mit diesem Seminar konnte ich nun die schönen Künste mit meiner Arbeit verbinden, die wirtschaftsbetonte Arbeitswelt mit Kunst verknüpfen.

Können Sie uns in wenigen Sätzen beschreiben, was Sie im Kurs gemacht haben?

Christine Kranz arbeitet mit verschiedenen Malereien. Die Teilnehmenden setzen sich selbst in verschiedene Bilder, wählen also je nach Bild eine ihnen entsprechende Funktion, einen Standort oder ein Tier. Jede Wahl hat ihre Bedeutung – und diese Bedeutung kann mit starken Emotionen verbunden sein. In diese Gefühlswelt taucht man komplett ein. Das Spannende dabei ist, dass die Antwort, die man mitbringt, wenn man aus dieser emotionalen Tiefe wieder auftaucht, ganz klar und richtig erscheint. Man erhält also durch die erlebten Emotionen eine Antwort, einen Weg, eine Lösung vielleicht, die auch bei einer analytischen, kopflastigen Auseinandersetzung mit dem Problem nicht besser oder richtiger hätte sein können. Ich persönlich fühlte mich vor dem Seminar recht ausgelaugt. Beim Hafenbild erlebte ich ganz starke Emotionen, ich tauchte in dieses Bild ab – und fühlte mich nach dem Auftauchen komplett erfrischt und gestärkt.

Was haben Sie im Training über sich selbst gelernt? Und was können Sie im Arbeitsalltag anwenden?

Der Arbeitsalltag ist oft sehr analytisch, technisch – männlich. Doch ich weiss nun, dass Emotionen auch in diesem rationellen Arbeitsalltag ihren Platz haben, besser: ihren Platz haben müssen. Ich habe auf dem Tierbild den Elefanten gewählt und diesen Elefanten trage ich seit dem Seminar bei mir – ganz konkret als Foto auf dem Handy. Wenn ich mich an meine Erkenntnisse erinnern will, schaue ich mir den Elefanten an und denke an seine Bedeutungen. So bleiben mir viele Elemente aus dem Reflexionstraining präsent. Das funktioniert besser, als wenn ich eine Liste mit meinen Erkenntnissen wieder und wieder durchlesen würde. Manchmal schlage ich in den Unterlagen auch etwas nach, zum Beispiel welche Teilbereiche des Elefanten – vielleicht die Ohren – welche spezifische Bedeutung haben. Der Elefant sagt mir: Ich muss mich nicht immer beeilen, ich kann es auch mal gemächlich angehen – es gibt nämlich auch noch einen kleineren Elefanten, der noch etwas besser rennen mag als ich. Ich muss mich nicht immer und überall zu 110 Prozent engagieren oder für Probleme verausgaben, die nicht die meinen sind. Ich habe gelernt, dass es besser ist, mich manchmal zurückzunehmen. So kann ich mich jetzt besser auf meine eigentliche Rolle und meine Aufgaben konzentrieren.

Haben Sie seit dem Seminar eine Veränderung bei sich oder in Ihrem beruflichen Umfeld bemerkt?

Ich habe meine innere Wertehaltung stärken können und vertraue bewusster auf meine emotionale Grundhaltung. Ich kann jetzt ganz deutlich sagen: „Das ist nicht mein Thema, das muss jemand anderes lösen.“ Oder: „So lasse ich nicht mit mir umgehen.“ Ich fühle mich emotional und mental gestärkt. Die Reflexion ist mit vielen Emotionen verbunden. Doch daraus entsteht Klarheit und damit Stärke. Es ist wie Körnchen, das ganz tief in einem drin – im Unterbewusstsein – gepflanzt wird und das dann als kräftige Pflanze bis an die Oberfläche wächst. Ich ging sehr müde und erschöpft ins Seminar. Das Abtauchen in diese Emotionen war zwar anstrengend und machte mich auch müde, aber auf eine angenehme Art und Weise. Das Training machte mich entspannter und gelöster – und ich schlief wieder viel besser.

Nun versuche ich, diese Haltung auch im Arbeitsalltag weiterzugeben. Die männlichen Kollegen sind noch nicht so überzeugt – Frauen hingegen finden leichter Zugang zur Selbstreflexion. Doch ich arbeite daran, meine Erfahrungen auch Männern zu vermitteln.

Annelies Schürch ist Personalleiterin in der Praxisklinik Rennbahn in Muttenz. Sie wird dieses Jahr 60 Jahre alt.


Mehr über die Symbolon-Methode erfahren Sie im Wir Kaufleute vom Mai / Juni 2017 oder unter symbolon.com.