Die On-Demand-Arbeitswelt ermöglicht es Unternehmen, Arbeitskräfte flexibel einzusetzen und somit agiler auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren. Aber was bedeutet dies für Arbeitnehmende? Was sind die Vor- oder Nachteile? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Arbeitnehmende in der Arbeitswelt 4.0 einsatzbereit werden?

Der klassische Arbeitsmarkt ist für zahlreiche Arbeitnehmende ein hartes Pflaster. Eine gut ausgebildete Mutter, die sich für einige Jahre ganz dem Job „Mama sein“ verschrieben hat und nun einen langsamen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben sucht, wird es nicht leicht haben, ein Teilzeitpensum in einem qualifizierten Beruf zu finden. Pensionärinnen und Pensionäre oder auch Menschen, die der Generation 50+ angehören, treten mit einem wertvollen Schatz an Erfahrungen aus dem Arbeitsleben aus und hinterlassen teilweise nur schwer zu füllende Lücken. Dies insbesondere darum, da auch heutzutage noch viele Unternehmen eine schrittweise Pensionierung nicht begrüssen. Und dann gibt es da noch die Studentinnen und Studenten, die Arbeitserfahrungen sammeln und das erlernte Wissen in der Praxis anwenden möchten. Jedoch bietet der klassische Arbeitsmarkt für diese Arbeitskräfte oftmals nicht die passenden Möglichkeiten. Ganz anders verhält es sich dabei auf dem On-Demand-Arbeitsmarkt. Denn hier werden für sehr spezifische Aufgaben Menschen mit sehr spezifischen Skills gesucht. Dabei ist es oftmals nebensächlich, zu welchem Pensum die Arbeitnehmenden verfügbar sind und die „9-to-5“-Arbeitszeiten treten in den Hintergrund.

Die versteckten Ressourcen von Müttern. Wenn eine Frau ein Kind bekommt, bleibt dies selten ohne Folgen für ihre Stellung auf dem klassischen Arbeitsmarkt. Leider ist dies noch heute der Fall, was ein Verlust von wertvollen Ressourcen bedeutet. Denn Mütter haben vor ihrer Mutterschaftspause einen Beruf ausgeübt und/oder eine Ausbildung absolviert – und dieses Wissen und diese Erfahrung gehen wegen einigen Jahren Abwesenheit nicht gleich verloren. Eine weitere Schwierigkeit auf dem herkömmlichen Arbeitsmarkt ist, dass Teilzeitpensen auf Arbeitgeberseite oftmals nicht gewünscht sind, insbesondere in Positionen mit Verantwortung oder einem Führungsauftrag. Die On-Demand-Arbeitswelt funktioniert da anders. Beispielsweise kann eine gut ausgebildete Kauffrau mit Erfahrung in der Versicherungsbranche ohne Weiteres während eines Peaks eingesetzt werden, wenn ein Versicherungsunternehmen aufgrund äusserer Umstände mit Schadensmeldungen überhäuft wird. Trotzdem bleibt sie flexibel und kann ihre Aufgaben als Mutter weiterhin wahrnehmen. Beide Seiten profitieren also.

Die versteckten Ressourcen der Generation 50+. Die Generation 50+ hat auf dem klassischen Arbeitsmarkt aktuell einen extrem schweren Stand. Verlieren Arbeitnehmende in diesem Alter die Stelle, ist es – je nach Branche – schier unmöglich, noch einmal einen Einstieg zu finden. Schade, denn oftmals sind es genau diese Arbeitskräfte, die aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung wertvoll sind. Ein Austausch mit der Nachfolgegeneration hat nur Vorteile, denn so kann Wissen weitergegeben werden. Die On-Demand-Arbeitswelt bietet für diese Menschen ein Auffangnetz, sei es im angestammten Beruf oder in einem neuen Bereich. Denn in der Arbeitswelt 4.0 ist es nebensächlich, ob Arbeitnehmende noch weitere 20 Jahre auf dem Arbeitsmarkt tätig sein werden. Was zählt, sind ihre Fähigkeiten und ihr Wissen, die sie unmittelbar zum Einsatz bringen können. Auch hier profitieren Arbeitnehmende und -gebende gleichermassen.

Die versteckten Ressourcen von Studierenden. Gerade Studierende an Fachhochschulen, die mehrheitlich im kaufmännischen Bereich ihre Berufsmatura erlangt haben, wären schon während der Studienzeit wertvolle Mitarbeitende mit umfassenden Fachkenntnissen. Während der klassische Arbeitsmarkt eher diplomversiert funktioniert, konzentriert sich die On-Demand-Arbeitswelt auf spezifische Skills. Damit sind Kenntnisse gemeint, die spezifisch und auf den Punkt anwendbar sind. Ein Studierender der Fachrichtung Kommunikation und Marketing mit einem kaufmännischen Hintergrund im Bankenbereich kann bereits nach wenigen Studiensemestern Arbeitsaufträge im Kommunikationsbereich ausführen. Sei es für eine Branchenzeitschrift oder eine Agentur, die gerade einen neuen Kunden aus dem Finanzsektor akquirieren konnte. Hier ist nicht das Diplom das ausschlaggebende Argument, sondern das Wissen und die Fähigkeiten, die Studierende bereits vor dem Abschluss erworben haben. Die Studentin, der Student kann so wichtige praktische Erfahrungen sammeln und das Unternehmen hat ein passgenaues Fähigkeitsprofil, das auf den auszuführenden Auftrag zugeschnitten ist – wieder profitieren beide.

Es zeigt sich, dass die „alten“ Regeln der klassischen Arbeitswelt nicht zwingend in jedem Fall noch heute angemessen sind. Die obigen Beispiele illustrieren, dass es neue Wege und Beurteilungskriterien braucht, um den Arbeitsmarkt an die modernen Bedingungen anzupassen. Die On-Demand-Arbeitswelt ist daher der erste Schritt in die richtige Richtung.

 


Zum Autor: Viktor Calabrò gründete 2009 mit Coople (damals noch Staff Finder) die weltweit grösste just-in-time Personalverleihplattform. Das Angebot: die passend qualifizierten Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ein Matching-Algorithmus stimmt dabei das Bedürfnis von Arbeitnehmenden nach Arbeit mit der Nachfrage von Unternehmen nach flexiblen Mitarbeitenden ab. 98 Prozent der auf Coople erfassten Einsätze werden innert vier Stunden besetzt. Wer „versteckte Ressourcen“ anzubieten hat oder sucht, findet hier weitere Informationen: coople.com/ch

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