Lange ging es gut. Geschickt verheimlichten die Abteilungsleiterin und der Finanzchef ihre Beziehung vor dem Team. Bis eines Tages eine private Mail durch eine kleine Unachtsamkeit an alle versendet wurde… Was früher ein absolutes No-Go war, ist heute in den meisten Unternehmen kein Tabuthema mehr: Liebe am Arbeitsplatz.

Unternehmen, die Beziehungen unter Mitarbeitenden tolerieren und Transparenz herstellen, gelten als offene, moderne Arbeitgebende. Die Akzeptanz der Büroliebe ist ein Zeichen für eine wandelnde Firmenkultur – hin zu einem familiäreren Umfeld. Und die Erfahrung zeigt, dass die Unternehmen gut daran tun, dem privaten Glück nicht im Wege zu stehen. Mitarbeitende in einer stabilen Liebesbeziehung gelten als motivierter und produktiver. Arbeitet der Partner, die Partnerin zudem am gleichen Ort, versteht man die beruflichen Sorgen und Sehnsüchte des anderen, hat den gleichen Arbeitsweg und ähnliche Arbeitszeiten.

Wer sein Umfeld fragt, weiss: Liebe am Arbeitsplatz kommt häufig vor. Laut Umfragen hat sich jede/r Dritte schon im Betrieb verliebt. Kein Wunder, wir verbringen doch den Grossteil unserer Zeit mit Arbeitskolleginnen und -kollegen. Ganze 42 Stunden pro Woche sind es für Vollzeitbeschäftigte – da bleibt schön viel Zeit, sich besser kennenzulernen. So erging es auch Barack Obama: Er machte ein Praktikum in einer Kanzlei. Die Betreuerin? Michelle, seine zukünftige Frau. Eine weitere berühmte Büroliebe: Microsoft-Gründer Bill Gates. Der Multimilliardär soll der Programmiererin Melinda French per E-Mail einen Heiratsantrag gemacht haben. Während die Obamas noch immer zusammen sind, gehen Herr und Frau Gates mittlerweile getrennte Wege. Denn auch die Büroliebe ist nicht vor Krisen gefeit.

Nachteile

Wer sich auf eine Beziehung am Arbeitsplatz einlässt, sollte sich vor Augen führen, dass es auch schief gehen kann. Stolpersteine gibt es zahlreiche:

  • Wer Bett und Arbeit teilt, hat wenig Raum für sich
  • Man läuft Gefahr, ständig ‒ auch im privaten Bereich ‒ über Themen der Arbeit zu sprechen. Das kann rasch zu viel werden.
  • Wenn sich Paare nach einer Trennung nicht mehr aus dem Weg gehen können, wird einer von beiden seine Position verlassen müssen. Bei kleineren Betrieben vielleicht sogar die Firma.

So kann Liebe am Arbeitsplatz gelingen:

  • Abteilungswechsel bei Verbindung zwischen Angestellten und Vorgesetzten.
    Wenn das Team nicht mehr weiss, was in der Pause erzählt werden kann, ohne dass es die Chefin oder der Chef erfährt, ist das Gift für die Stimmung.
  • Mit offenen Karten spielen.
    Eine Beziehung zu verheimlichen, geht selten gut. Unpassende Bemerkungen unter Kolleginnen und Kollegen können so vermieden werden.
  • Sexnachrichten erst nach der Arbeit.
    Anzügliche Chats gehören nicht ins Büro! Die Kündigung droht, falls Mitarbeitende durch ihre Beziehung die Arbeit vernachlässigen oder der Betriebsfrieden durch Streitereien gestört wird.
  • Kein Arbeitstalk nach Dienstschluss.
    Morgens im Meeting sitzen und abends beim Abendessen über die Ergebnisse diskutieren? Das sollten Büropaare besser vermeiden. Dauernähe tut Beziehungen selten gut.