Fachkräftemangel? — Gibt’s nur unter 50! Peter Kreuz, Gründer der der Community Rebels@Work, will die verkrusteten Strukturen in Wirtschaft und Organisationen aufbrechen.

Man lernt nie aus. Das ist nicht nur eine Weisheit, sondern auch ein Filmtitel. Und zwar der Titel eines Films, der im Original «The Intern» heisst und mit Robert De Niro und Anne Hathaway in den Hauptrollen hervorragend besetzt ist. De Niro spielt im besagten Film einen 70-jährigen Witwer, der vom Ruhestand gelangweilt ist und sich als Praktikant in einem E-Commerce-Startup bewirbt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kommt der Senior-Praktikant bei seinen jungen Kollegen immer besser an und mit seiner jungen Chefin verbindet ihn bald mehr als nur die Arbeit, sie werden gute Freunde. Sehr nett gemacht, der Film!

Die Inspiration.

Paul Critchlow ist 69 Jahre alt und Ruheständler. Zunächst geniesst er die Zeit: Reist, schreibt an einer Biografie, hat ein paar Beratungsaufträge. Dann wird ihm langweilig. Ihm fehlt das Gefühl, gebraucht zu werden. Eines Tages sitzt Paul mit seiner früheren Kollegin Sally Susman in einem Café. Sally ist Executive Vice President Corporate Affairs für das Pharmaunternehmen Pfizer. Sie hat auf einem Flug den De-Niro-Film gesehen und findet das eine Superidee. Also fragt sie Paul, der zuletzt als «Head of Communications» in einer Bank gearbeitet hatte, ob er nicht ihr Praktikant sein möchte. Paul schaut sich am gleichen Abend den Film an und sagt zu! Ähnlich wie im Film teilt sich Paul einen Tisch mit drei weiteren Praktikanten, die alle nicht älter als Mitte 20 sind. Anfangs ist das für alle ein wenig gewöhnungsbedürftig. Mit der Zeit funktioniert es sehr gut. Am Ende beurteilt Pfizer das Praktikum als einen grossen Erfolg, was mit Pauls Qualitäten zusammenhängt. Auch er beurteilt die Erfahrung sehr positiv: Er hat neues Selbstvertrauen bekommen und entwickelt neue Pläne für die Zukunft.

Die Botschaft.

Hinter der wahren Geschichte von Paul bei Pfizer steckt eine wichtige Botschaft, die signifikant ist für eine Arbeitswelt im Umbruch: Auf der einen Seite schreien Unternehmen «Fachkräftemangel», auf der anderen Seite finden qualifizierte Menschen ab Mitte 40 immer schwieriger einen neuen Job. Da läuft etwas gewaltig schief! Ganz zu schweigen von der demografischen Entwicklung mit dem Überhang an älteren Mitarbeitern, der in den nächsten Jahren noch massiv werden wird ‒ mit gravierenden Problemen zur Finanzierbarkeit der Sozialversicherungen. Die Lösung liegt ganz sicher nicht darin, ältere Mitarbeitende auszugrenzen. Unternehmen können einfach nicht bei der Haltung bleiben, dass die Anstellung eines Mitarbeitendens, der 50 Jahre oder älter ist, ein Ding der Unmöglichkeit ist. Das muss sich ändern! Denn es ist nackter Wahnsinn, wie viel Potenzial hier verschenkt wird! Ein echtes Desaster!

Die Vordenker.

Es geht auch anders. Wie das funktionieren kann, zeigt Vita Needle, ein Unternehmen aus Boston. Dort ist der durchschnittliche Mitarbeitende 74 Jahre alt. Die jüngsten Angestellten sind um die 60. Der älteste Mitarbeitende ist 95 ‒ und denkt noch lange nicht ans Aufhören! Vita Needle, Paul Critchlow, Robert De Niro ‒ diese Vorbilder finde ich wunderbar. Beispielsetzend. Ermutigend.


Über den Autor

Peter Kreuz ist Unternehmer, Autor und Gründer der Initiative «Rebels@Work».