Die Generation 45+ ist eine unterschätzte Ressource im digitalen Wandel. Die Mehrheit der erfahrenen Mitarbeitenden ist nicht nur fähig, sondern auch willens, sich zu verändern und beruflich stärker einzubringen. Wir haben drei von ihnen zum Thema Digitale Fitness befragt.


Claudia Haag, Roland Zurkirchen, Laetitia Hardegger sprechen über ihre Digitale Fitness.
v. l. n. r.
Claudia Haag: 58 Jahre alt, Leiterin einer mittelgrossen Gemeinde- und Schulbibliothek, Pflegefachfrau bei der Spitex
Roland Zurkirchen: 57 Jahre alt, Direktor Untersuchungsgefängnisse des Kanton Zürichs
Laetitia Hardegger: 54 Jahre alt, Projektleiterin Ausbildung Modellversuch Untersuchungshaft, Kanton Zürich

Meine digitale Fitness

HAAG: Up to date zu sein, ist für mich als Bibliothekarin ein Muss. Und bei meiner Arbeit bei der Spitex geht ohne Smartphone, das jede Sekunde Pflege und administrative Arbeit dokumentiert, gar nichts. Verstehe ich ein Tool nicht, lasse ich mir von den Digital Natives, die ich als hilfsbereit erlebe, gerne weiterhelfen. Doch die persönliche Begegnung bereitet mir in beiden Berufen am meisten Freude.

HARDEGGER: Ich arbeite mit allen gängigen Tools und Medien – von Microsoft Office bis Instagram. Nicht mehr missen möchte ich meinen E-Mail-Account und das Internet. Mein neustes Tool, die E-Learning Software Articulate Rise, ist für mich bereits unverzichtbar geworden.

ZURKIRCHEN: Für mich ist die digitale Fitness abhängig von Motivation und Nutzen. Mit Leichtigkeit bediene ich in der Freizeit Programme für meine DJ-Auftritte oder für die Bearbeitung von Fotos. Zäher wird es zum Beispiel beim Einrichten des WLAN. Auch wenn das gelingt, fehlt mir das intuitive Vorgehen der Digital Natives.

Meine Herausforderungen in der digitalisierten Arbeitswelt

HARDEGGER: Sie sollte alles einfacher machen, tatsächlich wird es immer komplizierter. Zum Beispiel mit Microsoft Teams: Man muss immer sein Handy in der Nähe haben, um sich einzuloggen. Diese Abhängigkeit macht mir manchmal Angst.

HAAG: Vor einigen Jahren hat mich die Digitalisierung der Bibliothek nervös gemacht. Doch ich habe realisiert: Für die technische Implementierung gibt es Fachleute. Ich muss wissen, was die digitalen Trends sind, welche Angebote Sinn machen, wo ich sie einkaufe und wie ich sie nutzen kann für das Marketing. Zu meiner eigenen Überraschung macht mir das mittlerweile Spass!

ZURKIRCHEN: In der Arbeitswelt ist es oftmals frustrierend, welche standardisierten Produkte wir erhalten. Hier hätte ich gerne modernere Tools für meine Devices. Die Grösse und Komplexität der Organisation verhindern dies jedoch.

Vorurteil: Ab 45+ nimmt die Flexibilität ab

HARDEGGER: Davon fühle ich mich nicht angesprochen, im Gegenteil. Ich bin flexibler als meine Kinder. Es ist keine Frage des Alters, sondern des Typs.

HAAG: Ab und zu stimmt mich das in Bezug auf die Arbeit in der Bibliothek schon nachdenklich. Wie sehen meine nächsten Jahre bis zur Pensionierung aus? Kann ich mithalten? Ich sehe es jedoch relaxt. Ich muss nicht alles verstehen. Aber ich muss wissen, wie ich dieses Medium nutzen kann, welche Chancen und Gefahren es mit sich bringt oder wie ich verunsicherte Kundschaft darüber mit sachlichen, verlässlichen Quellen informieren kann.

ZURKIRCHEN: Ich denke, dass ich digital noch ganz fit und flexibel bin. Nicht zu vergleichen mit den Jungen, aber für mein Bedürfnis komme ich ganz gut klar. Wünschen täte ich mir, dass die neuen Tools auch ältere Menschen berücksichtigen und zum Beispiel keine kleinen Schriften auf einen farbigen Hintergrund setzen. Liebe jüngere Generation, das sehen wir einfach nicht mehr!

Meine Bereitschaft zur Weiterbildung

HARDEGGER: Gerade habe ich den CAS Digital Learning an der ZHAW abgeschlossen. Die Weiterbildung habe ich freiwillig besucht. Sie wurde mir von meinem Arbeitgeber vollumfänglich finanziert. Das Gelernte kann ich 1:1 in meinem Alltag umsetzen.

HAAG: Auch wenn ein physisches Buch in meinen Händen immer noch mein Herz höherschlagen lässt, ist es unumgänglich, dass ich für unsere Kundschaft digitale Plattformen anbiete und selbst dahinterstehe. Ich muss unser Portfolio auch selbst kennen und nutzen und die positiven Aspekte daran schätzen, sonst fehlt die Authentizität.

Fazit

Das Alter ist nicht wichtig, die Energie zählt!


Weiterentwicklung ist für uns alle – egal wie alt – ein wichtiges Thema und jede Veränderung beginnt mit einem Mindset-Change. Wollen Sie sich Weiterentwickeln? Dann haben wir einige hilfreiche Tipps, wie Sie die Veränderung mental anpacken: Hier geht’s zum Blogartikel.