Finanzen sind ein Thema, das bei vielen Frauen Unbehagen hervorruft. Dabei ist Geld besonders wichtig, wenn es fehlt, wie zum Beispiel im Alter.

Kinder sollten früh lernen, mit Geld umzugehen, um später selbstbewusst ihre eigenen Finanzen im Griff zu haben. Oft werden Mädchen jedoch ermutigt, zu sparen statt zu investieren, was Stereotypen verstärkt. Was es also braucht? Mädchen in Mathematik zu fördern und zu unterstützen, um ihr Selbstvertrauen zu stärken und ihr Interesse an Zahlen zu wecken. Was es also braucht? Die Förderung von Mädchen in Bezug auf Zahlen und Mathematik, am besten schon im Kindesalter. Und die Bestärkung darin, dass Mädchen genauso gut rechnen können wie Buben, wenn nicht sogar besser! Immerhin waren die ersten Programmierer:innen Frauen.

Warum verdienen Frauen weniger?

Lohnungleichheit ist ein Fakt, auch in der Schweiz. Auf den Lohnabrechnungen der Frauen erscheinen im Durchschnitt jeden Monat CHF 1500.- weniger (*) als bei den Männern. Dabei verbietet das Gleichstellungsgesetz die Lohndiskriminierung seit 1995. Erklären lässt es sich teilweise damit, dass Frauen eher Berufe wählen, die schlechter bezahlt sind. Die Gender-Pay-Gap beträgt im gesamten privaten Sektor durchschnittlich fast 20%. 48% der Lohnunterschiede sind jedoch nicht erklärbar; Frauen sind nicht weniger gut ausgebildet und weniger erfahren. Gravierend auch dies: Bereits zu Beginn des Berufslebens beträgt der Lohnunterschied bei gleichen Voraussetzungen rund 7%. Das muss sich ändern!

Warum investieren Frauen weniger?

Frauen haben nicht nur weniger Geld, sie investieren es auch seltener. Das liegt auch daran, dass sich viele Banken und Versicherungen keine Mühe machen, ihr Geschäft transparent und verständlich darzulegen. 85 % der Frauen fühlen sich von den Inhalten der Finanzindustrie nicht angesprochen. Mit dem Ergebnis, dass sie sich entweder abschrecken lassen oder sich aus vermeintlich mangelndem Wissen vom Bankberater einlullen lassen, der ihnen teure Produkte mit «mässigem» Risiko verkauft. Oft verdient dabei die Bank an den Gebühren und nicht die Kundin an der Rendite.

Nachrichten über hohe Boni und unethische Geschäftsgebaren tragen das ihre dazu bei. Neue Angebote wie die Finanzplattform elleXX sowie Finanzbildungskurse können hier Abhilfe schaffen und Frauen dazu ermutigen, nachhaltig zu investieren.

Warum ist die Familiengründung schuld?

Familiengründung führt oft dazu, dass Frauen weniger verdienen. Schwangere Frauen werden in vielen Unternehmen als Risiko gesehen, denn Mütter sind in der Regel diejenigen, die sich um kranke Kinder kümmern und Teilzeit arbeiten. Es ist wichtig, dass Schulen, Steuern und Sozialversicherungen darauf ausgerichtet sind, dass beide Elternteile gleichermassen an Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit beteiligt sind.

Warum fürs Alter vorsorgen?

Rund 40% der Ehen werden geschieden, das Konkubinat nicht mit einberechnet. Viele Frauen stehen danach ohne finanzielle Absicherung da ‒ die Heirat ist keine lebenslange Sicherheit mehr. Darum: Gut überlegen, bevor die wirtschaftliche Unabhängigkeit aufgegeben wird. Über ein ganzes Leben gesehen muss frau ungefähr auf ein Pensum von 70% kommen, um im Alter nicht arm zu sein.

In der Schweiz bekommen Frauen 35% weniger Rente. Wer unbezahlte Care-Arbeit leistet, wie die meisten Frauen und Mütter, kann nicht oder kaum in die zweite und die dritte Säule einzahlen ‒ dafür braucht es einen AHV-pflichtigen Lohn. Mütter und Grossmütter investieren 50% mehr Zeit in die Hausarbeit und in die Betreuung der Kinder als Väter und Grossväter. Diese unbezahlte Arbeit muss endlich auch von unserem Wirtschaftssystem anerkannt und wertgeschätzt werden.

Autorin

Nadine Jürgensen
Journalistin, Juristin und Mitgründerin der Finanzplattform elleXX