Mobile Geräte sind in Schule und Beruf zu einem unverzichtbaren Arbeitsinstrument geworden. Im Unterricht bieten digitale Lernmedien neue Möglichkeiten zu lehren und zu lernen. Deshalb führt die Wirtschaftsschule KV Zürich mehrere «Bring Your Own Device»-Klassen (BYOD), in denen Lernende ihre eigenen Geräte einsetzen. Juan Galindo und Andreas Bischoff erzählen von der Digitalisierung der Schulzimmer an der Wirtschaftsschule KV Zürich.

Wie funktioniert das BYOD-Programm der Schule?

ANDREAS BISCHOFF: Die ICTiU- (Informatik- und Kommunikationstechnologien im Unterricht) respektive BYOD-Strategie der Wirtschaftsschule KV Zürich wird seit Beginn des Schuljahres 2019/20 umgesetzt und seither stetig erweitert. Mittlerweile werden die neuen Jahrgänge der Lernenden flächendeckend unter BYOD-Bedingungen unterrichtet. Davor waren umfangreiche und zukunftsgerichtete Investitionen in die Infrastruktur notwendig, beispielsweise in eine höhere Bandbreite. Die Strategie basiert auf der konsequenten Einbindung von Microsoft 365 inklusive Teams/OneNote in den Unterricht, und zwar in allen Fächern.

Ist auch ein Learning-Management-System (LMS) in Planung?

ANDREAS BISCHOFF: Ja, im Hinblick auf die anstehende Reform «Kaufleute 2023» ergänzen wir das bestehende Setting mit einem geeigneten LMS. Dazu haben wir bereits verschiedene Firmen evaluiert, die solche Produkte erfolgreich auf dem Markt anbieten. Eine Lösung steht mittlerweile im Vordergrund, entschieden ist allerdings noch nichts. Sie sollte sich durch eine möglichst hohe Kompatibilität mit Microsoft 365 auszeichnen, insbesondere was die automatisierte Übernahme der notwendigen Grunddaten angeht. Dies ist bei der Grösse unserer Schule absolut matchentscheidend.

JUAN GALINDO: Ein LMS soll Microsoft 365 optimal ergänzen, zum Beispiel bei der Strukturierung der Lernziele und -inhalte oder der Leistungskontrolle. Im besten Fall erlaubt es auch individuelle Portfolioarbeit, welche mit der Reform gefordert wird. Das LMS soll die Lernerfahrung besser erlebbar machen, so wohl für die Lernenden als auch für die Lehrenden.

Wie wurden die Lehrkräfte im Bereich Digitalisierung fit gemacht?

ANDREAS BISCHOFF: Mit einer internen Weiterbildungs- und Informationsoffensive konnten wir die Lehrenden für diesen anspruchsvollen, aber notwendigen Entwicklungsschritt vorbereiten. Ohne einschränkende Normierungen hatten die Fachlehrenden die Möglichkeit, ihren eigenen Weg in die Digitalität zu finden und gemeinsam mit den Lernenden umzusetzen.

Welche Vorteile sehen Sie im digitalisierten Unterricht?

ANDREAS BISCHOFF: Die Lernenden sind sich bereits aus der Volks- und Sekundarschule gewohnt, mit digitalen Werkzeugen zu arbeiten. Somit passen sich unsere Bemühungen nahtlos an den Kompetenzstand der vorangehenden Schulstufen an. Selbstverständlich werden die digitalen Instrumente nur als Ergänzung der erfolgreichen Unterrichtspraktiken unserer Lehrpersonen eingesetzt; immer dort, wo sie einen pädagogisch-didaktischen Mehrwert kreieren. Die Lernwelt in der kaufmännischen Berufsschule ergänzt und erweitert damit auch das praktische Lernerlebnis in den Lehrbetrieben und in den überbetrieblichen Kursen.

Thema Sicherheit: Liegt der Schutz gegen Malware in ihrer eigenen Verantwortung oder gibt es ein Angebot der Schule?

JUAN GALINDO: Sowohl einer der Kerngedanken von BYOD als auch die Bildungsreform selbst fördern und fordern die Eigenverantwortung und Kompetenzen auf verschiedensten Gebieten. Der Schutz des persönlichen Geräts liegt in der Verantwortung der Nutzer:innen.

Werden die Lernenden darin geschult, wie sie mit ihren persönlichen Daten in der digitalen Welt umgehen?

ANDREAS BISCHOFF: Bereits der alte EFZ-Lehrplan hat dieses wichtige Thema abgedeckt. Mit der Reform «Kaufleute 2023» bekommt die Digitalität mit einem eigenen Handlungskompetenzbereich höheres Gewicht. Die Themen Datenschutz und -sicherheit und der persönliche Umgang damit ist nun integraler Bestandteil der kaufmännischen Grundbildung.

Und was bedeuten die neuen digitalen Lernmedien für eine Schule bzgl. Sicherheit? Wie schützen sich Schule und Lehrkräfte?

JUAN GALINDO: Da wir auf etablierte Plattformen und Produkte setzen, sind die digitalen Lernmedien an sich keine Bedrohung. Allerdings bergen die allzeit erreichbaren Dateiablagen durchaus ein Gefahrenpotenzial, wenn keine Überprüfung auf Schadsoftware stattfindet. Die Plattform
Microsoft 365 enthält diesen Schutz. Die Schule selbst verfügt über mehrstufigen Schutz vor Schadsoftware und vor unerwünschten Zugriffen, weitere Sicherheitsmassnahmen wie Multifaktor-Authentisierung sind geplant.

ANDREAS BISCHOFF: Lehrpersonen und Mitarbeitende der Verwaltung werden auf Informationssicherheit sensibilisiert. Und wir haben in der Vergangenheit spezielle Onlinekurse durchgeführt, die auch wiederholt angeboten werden.


BYOD – Ja oder Nein?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit BYOD? Lassen Sie uns in den Kommentaren wissen, ob Sie Pro oder Contra sind!