Der Umgang mit Ausgrenzung gehört nach wie vor zu den grossen Herausforderungen an Schulen. Eveline von Arx ist Erziehungswissenschaftlerin, Psychologin und Teil des Beratungsteams an der Wirtschaftsschule KV Zürich. Sie weiss, wie Solidarität unter den Lernenden gezielt gefördert werden kann.

An der Schule wird viel Aufklärungsarbeit zum Thema Mobbing und Ausgrenzung betrieben. Gibt es trotzdem noch gezielte Ausgrenzung im Alltag der Lernenden?

Ja. Immer wieder kommen Lernende zu mir, die mit Ablehnung oder Mobbing zu kämpfen haben. Sei es im Lehrbetrieb oder innerhalb der Schulklasse. Manchmal sind es Jugendliche, die schon in der Vergangenheit gemobbt wurden. In solchen Fällen kann bei jedem Stufenwechsel, zum Beispiel von der Sekundarstufe in die Lehre, die Angst vor Ausgrenzung wieder hochkommen und Unsicherheit auslösen.

Wie entsteht Mobbing und worin liegen die Ursachen?

Angst vor dem Fremden und vor unbekannten Situationen ist menschlich. Wir alle haben ein Zugehörigkeitsbedürfnis und wollen akzeptiert werden, wie wir sind. Wenn jemand anders ist als wir, müssen wir uns erst daran gewöhnen. Oft werden die anderen auch auf unvorteilhafte Eigenschaften reduziert, damit man selbst im besseren Licht erscheint. Das unbewusste Ziel dieser Abwertung besteht also oft darin, dadurch unser Selbstwertgefühl zu erhöhen.

Was löst Ausgrenzung bei den Jugendlichen konkret aus?

Betroffene fühlen sich gedemütigt und hoffnungslos. Das ist sehr belastend. Manche ziehen sich aus Angst und Verunsicherung zurück. Schlaflosigkeit, Kopf- und Magenschmerzen oder die Entwicklung einer Depression können die Folgen sein. Betroffene machen oft die Erfahrung, dass sie zwar nur von einigen wenigen Mitschülerinnen und Mitschülern gemobbt werden, doch von den anderen kaum Unterstützung und Solidarität erfahren.

Was raten Sie in solchen Situationen?

Unbedingt das Gespräch mit einer Vertrauensperson (z.B. Klassenlehrperson, Eltern, Freunde etc.) zu suchen. Es ist wichtig, dass sie mit diesem Problem nicht allein bleiben, sich Unterstützung holen und darüber reden. Die Wirtschaftsschule KV Zürich bietet ratsuchenden Lernenden dafür ein umfassendes Angebot.

Wie können Lernende dem Gruppendruck entgegenwirken und Solidarität untereinander fördern?

Massive Ablehnung im Klassenzimmer löst sich meistens nicht von selbst. Die Voraussetzung für Solidarität muss aktiv aufgebaut werden, durch Beziehungen, welche auf übereinstimmenden Zielen beruhen. Eine Klasse besteht aus Menschen, die sich nicht bewusst gewählt oder ausgesucht haben. Dennoch sollte ein konstruktives Lernklima entstehen, in dem Zusammenhalt, Kompromissbereitschaft und Solidarität eine wichtige Rolle spielen. Denn Zugehörigkeit stärkt das Selbstwertgefühl.


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