Ein halbes Jahr auf Stellensuche, ein paar Monate auf Reisen oder krankheitsbedingt eine längere Auszeit? Alle diese Ereignisse führen zu Lücken im CV. Diese wecken wiederum die Aufmerksamkeit der Recruiter:innen. Umso wichtiger ist es, berufliche Auszeiten korrekt festzuhalten und überzeugend zu erklären. Wie das funktioniert, erklärt Laufbahn- und Karriereberaterin Caroline Schultheiss – konkrete Formulierungstipps inklusive.

Wir alle kennen diesen Spruch zur berühmten «Lücke im Lebenslauf». Was als Instagram-Meme lustig sein mag, eignet sich für die professionelle Verwendung im Bewerbungsverfahren eher nicht. Längere Zeiten der Nichtbeschäftigung werfen automatisch Fragen auf und verlangen nach einer plausiblen Begründung. Bevor wir konkrete Cases beleuchten, schauen wir uns einige Fakten an.

Wann ist eine Lücke eine Lücke?

In HR-Kreisen gibt es eine Faustregel: Alles, was über eine Zeitdauer von zwei Monaten hinausgeht und sich nicht mit anderweitigen Verpflichtungen, Aus- und Weiterbildungen oder dergleichen begründen lässt, gilt als Lücke im Lebenslauf.

Woran erkennen die Recruiter:innen Lücken?

  • Jahres-, statt Monatsangaben
  • Erfahrungsprofil statt Werdegang
  • Viele Stellenwechsel oder viele kurze Einsätze

Umgang mit Lücken im Lebenslauf

Oftmals erscheinen Lücken nur auf den ersten Blick als solche. Deshalb haben Sie grundsätzlich zwei Optionen, wie Sie damit im CV umgehen.

Die Expertin empfiehlt:

Manchmal muss man den CV einfach etwas optimieren. So können zum Beispiel viele kurze Einsätze zusammengefasst werden – das wirkt auf den ersten Blick ruhiger. Belügen soll man die Recruiter:innen nicht – spätestens die Zeugnisse zeigen die tatsächlichen Gegebenheiten. Lieber ehrlich zu seiner Laufbahn stehen und dies glaubhaft rüberbringen. Im Lebenslauf geht es ja in erster Linie darum, die Hürde der Vorselektion zu nehmen, damit Sie an ein persönliches Interview eingeladen werden.

Anwendungsbeispiele

Case 1 – längere Stellensuche

Vor meinem aktuellen Job war ich 6 Monate auf Stellensuche. Muss ich das im Lebenslauf überhaupt aufführen?

Legen Sie den Fokus auf Aktivitäten während dieser Zeit, z.B. freiwilliges Engagement in einem Verein, Teilzeit-/Temporärjobs, einen besuchten Sprachkurs oder ein abgeschlossenes Gartenprojekt. Wichtig ist, dass man sieht, dass Sie die Zeit nicht passiv daheim beim Gamen oder vor dem TV verbracht haben.

Case 2 – der/die Weltenbummler:in

Nach meinem Studienabschluss bin ich 14 Monate durch die Welt gereist und habe das Leben in vollen Zügen genossen. Wie führe ich das in meinem CV auf, ohne als zu wenig zielstrebig und rein spassorientiert abgestempelt zu werden?

Ergänzen Sie, dass Sie vor Ort einen Sprach- oder Surfkurs absolviert haben und führen Sie aus, was Sie in der Zeit alles gelernt haben (persönliche Reife, neue Kulturen, etc.)

Case 3 – längere Krankheit

Aufgrund einer Burn-Out-Erkrankung war ich nach der Kündigung meines letzten Jobs 7 Monate krankgeschrieben. Muss ich diese gesundheitlich bedingte Lücke explizit erwähnen?

Krankheit ist leider noch immer stigmatisiert. Umschreiben Sie diese Zeit daher mit einer beruflicher Neuausrichtung, Reisen oder einer Auszeit. Wichtig ist, dass es stimmig daherkommt und sie im Gespräch gut überlegen, was Sie über diese Zeit erzählen.

Case 4 – Studienwechsel

Ich habe mein Studium abgebrochen, weil es einfach nicht der richtige Studiengang für mich war. Ein Studienwechsel war allerdings erst auf Beginn des Herbstsemesters möglich. Während des Sommers habe ich deshalb ab und an bei einem Freund im Café gejobbt. Wie kann ich das in meinem Lebenslauf festhalten?

Genau so: Verschiedene Temporärjobs zur Überbrückung bis zum Studienbeginn. Auch dort wieder den Fokus auf das Lernen aus dieser Erfahrung legen. Damit zeigen Sie Ihre Haltung. Jede Kurve in der Laufbahn stärkt Sie in Ihrer Persönlichkeit und nur dank Erfahrungen finden Sie heraus, was Sie wirklich wollen.

Case 5 – Stellenabbau

Durch die Corona-Pandemie habe ich meine Stelle verloren (Stellenabbau aufgrund unsicherer Auftragslage) und suche nun seit Sommer 2020 nach einer neuen beruflichen Herausforderung. Soll ich im Lebenslauf konkret benennen, weshalb ich meine Stelle verloren habe.

Stellenabbau aus wirtschaftlichen Gründen aufgrund von Corona – das ist für alle Leser mehr als verständlich und nachvollziehbar.

Und das Wichtigste zum Schluss

Lücken sind ok, Lügen nicht. HR-Fachleute sind geschult darin, Ungereimtheiten zu erkennen und Floskeln zu enttarnen. Tun Sie sich selbst einen Gefallen und bleiben Sie bei der Wahrheit.


«Verhebt min CV?»

Sie sind unsicher, ob Ihr CV korrekt ist und möchten einen Profi ein Auge darauf werfen lassen? Kein Problem: Unsere Laufbahnberaterinnen unterziehen Ihren Lebenslauf einem Praxischeck. Für kfmv-Mitglieder kostenlos.


Unsere Expertin

Caroline Schultheiss
Laufbahn- und Karriereberaterin


Quellen

Content: karrierebibel.de