Der Philosoph und Publizist Ludwig Hasler denkt gern nach. Über die Menschen, die Gesellschaft, die Welt. Und im Gespräch mit Amalia Zurkirchen über digitale Assistenten und was ihre Allgegenwart mit uns macht.

Algorithmen, digitale Assistenten und Roboter prägen zunehmend unseren Alltag. Wenn Sie in die Zukunft blicken, was sehen Sie?

Überall Maschinen, die uns heftig Konkurrenz machen. Sie überholen uns ausgerechnet dort, wo wir einsame Spitze zu sein glaubten: in rationaler Intelligenz. Nicht nur beim Schachspiel, sondern auch im Büro und Labor, in der Medizin oder in der Landwirtschaft.

 

Werden wir dadurch tatsächlich freier, selbstständiger, engagierter, wie oft propagiert?

Wohl nur bequemer. Doch wir könnten so entscheiden: Übernimmt die Maschine alles, was rational abläuft, spezialisieren wir uns auf typisch menschliche Kräfte ‒ Leidenschaft, Inspiration, Ehrgeiz, Kreativität. Sollte uns das gelingen, könnten wir durchaus freier werden.

 

Ist unser Leben nur noch digital steuerbar, weil es auf allen Ebenen — Mobilität, Konsum, Partnersuche — so komplex geworden ist?

Dieser Zusammenhang ist offenkundig. Heute sind wir dauernd unterwegs, die Strassen sind verstopft, die Leute am Steuer immer aggressiver. Da hilft nur eine Radikalkur: den Störfall Mensch aus dem Verkehr ziehen und stattdessen ein Vehikel mit Autopilot einsetzen. Dito bei der Partnersuche. Sortieralgorithmen fischen sicherer heraus, wer ideal zusammenpasst. Das läuft sagenhaft rational ‒ bis uns irgendwann das Irrationale fehlt: der Zufall und mit ihm die Überraschung, die Entdeckung, die Bereicherung, die Verwandlung.

 

Was macht es mit uns, wenn wir ständig auf digitale Helfer zurückgreifen und damit auch Entscheidungen outsourcen?

Wir werden zu Haustieren von Algorithmen ‒ ohne zu wissen, wer die mit welcher Absicht programmiert hat. Beispiel Gesundheits-Apps: Natürlich können sie uns helfen, fit zu bleiben. Aber welches Gesundheitsideal pushen sie? Welchen Standards unterwerfe ich mich damit?

 


Sie möchten noch mehr über die Zukunft mit digitalen Helfern erfahren? Hier gibts demnächst die Fortsetzung dieses Beitrags.

 

Mit Ludwig Hasler sprach Amalia Zurkirchen, Geschäftsführerin Kaufmännischer Verband Zürich.