Aus Sicht der Arbeitgebenden

Gemäss dem Job-Stress-Index 2018 fühlen sich über 27 Prozent der Schweizer Arbeitnehmenden mehr Stress, Druck und Belastungen ausgesetzt, als sie bewältigen können. Entsprechend liegt der Anteil an emotional erschöpften Personen bei knapp 30 Prozent. Umso wichtiger wird die Frage, wie es der Mensch schafft, im Gleichgewicht zu bleiben.

Wie sich Arbeit positiv und stressfreier gestalten lässt.

Jeder Arbeitgebende wünscht sich gesunde und produktive Mitarbeitende. Wer folgende sechs Ebenen berücksichtigt, schafft die Voraussetzung dafür, dass die Mitarbeitenden zufrieden, leistungsfähig und gesund arbeiten können:

  • Arbeitsperson: Es beginnt schon bei der Rekrutierung: Passt der Mensch zum Job — und umgekehrt? Es ist bedeutend, dass die Mitarbeitenden eine positive Arbeitseinstellung, eine hohe Motivation und die benötigten Kompetenzen für ihre Aufgabe mitbringen.
  • Arbeitsaufgaben: Die Arbeitsaufgaben sollen klar formuliert und umsetzbar sein. Die Arbeitsabläufe sind so zu gestalten, dass sie effizient erledigt werden können.
  • Arbeitsplatz: Dank geeignetem Mobiliar wie Stehpulten oder anderen ergonomischen Hilfsmitteln können die Mitarbeitenden effektiv arbeiten und dabei gesund bleiben.
  • Arbeitsumgebung: Gute Licht- und Lärmverhältnisse sowie eine ansprechende Gestaltung der erweiterten Arbeitsräume unterstützen eine gute Leistung.
  • Arbeitsorganisation: Regelmässige Pausen, Rückzugsmöglichkeiten, flexible Arbeitszeitmodelle, klare Kommunikationswege und ein selbstbestimmter Wechsel der Tätigkeiten fördern die Motivation und senken den Stresslevel.
  • Arbeitsmittel: Sämtliche für die Erledigung der Arbeit zur Verfügung stehenden Mittel sollen gebrauchstauglich sein und die Mitarbeitenden motivieren, ihre Arbeitsziele zu erreichen (z.B. Software, Hardware, Werkzeuge).

 

Wie der Mensch im Gleichgewicht bleiben kann.

Lothar Seiwert (Wirtschaftswissenschaftler und Zeitmanagement-Experte) und Nossrat Peseschkian (Neurologe und Psychiater) fassten 2004 unter dem Begriff der Balance die folgenden vier Bereiche zusammen, die im Leben eines Menschen von Bedeutung sind:

  • Leistung und Beruf: Ausbildung, Job, Karriere, berufliche Entwicklung, Erfolg, Geld, Status, Wohlstand, Weiterbildung, Arbeitszufriedenheit
  • Familie und Kontakte: Freunde, soziale Zugehörigkeit, Kollegen, familiäre Situation, Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung, Sexualität
  • Körper und Gesundheit: Erholung, Entspannung, körperliche und geistige Fitness, Ernährung
  • Sinn und Werte: Zukunftsfragen, Selbstverwirklichung, Träume haben und ausleben, Religion, Glaube an etwas Grösseres, Spiritualität, Wertefragen

Gemäss den beiden Wissenschaftlern führt nur ein ausgewogenes Verhältnis dieser vier Bereiche zu langfristigem Erfolg und Lebensglück. Wenn einer der Bereiche chronisch überbetont wird, müssen andere zwangsläufig vernachlässigt werden. Das Leben ist nicht mehr im Gleichgewicht, Menschen fühlen sich gestresst und brennen aus. Arbeitgebende wie auch Arbeitnehmende stehen in der heutigen, oftmals hektischen Zeit in der Eigenverantwortung, diesen vier Bereichen Aufmerksamkeit zu schenken. Bewusst umsetzen lässt sich dies zum Beispiel, indem man sich für die folgenden Fragen Zeit nimmt:

  • Was ist mir in diesem Bereich wichtig?
  • Wie zufrieden bin ich in diesem Bereich?
  • Was möchte ich konkret tun, damit ich zufrieden bin / damit dieser Bereich abgedeckt ist?
  • Welches ist der konkrete nächste Schritt?
  • Was möchte ich bis wann und wie erreichen in diesem
    Bereich?

Artikel von STEFANIE BIRRER, Arbeitspsychologin, Erwachsenenbildnerin und Managing Partnerin bei Morgenthaler Consulting.

 

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