Im Gespräch mit Jasmin Brun und Stephan Theiler erklären sie, welshalb eine frühzeitige Finanzplanung für die Vorsorge essenziell ist. Das Projekt «Young Finance» bietet Webinare zu Steuererklärung, Budget, Sparen und Investieren. Berufsporfis geben praxisnahes Finanzwissen weiter – komplett unabhängig.

Jasmin Brun, Stephan Theiler, beeinflusst die Wahl des Bildungswegs auch die Vorsorge?

Vorsorge? Ja. Wer eine Lehre macht, verdient früher Geld und zahlt früher in AHV und Pensionskasse ein – das bringt über die Jahre einen klaren Vorsprung. Studierende steigen später ins Berufsleben ein und verlieren dadurch wertvolle Beitragsjahre. Konkret: Wer später beginnt, muss aktiv aufholen – sonst fehlt im Alter Kapital.

Viele Lernende wissen nicht, wie AHV, Pensionskasse oder die 3. Säule funktionieren. Ist das bei Studierenden anders?

In der Regel nicht. In beiden Ausbildungszweigen wird dem Thema Finanzen wenig Platz eingeräumt. Wer eine Banklehre oder eine kaufmännische Ausbildung absolviert, kommt mit den Themen in Kontakt. Alle andern, junge Berufsleute wie auch Studierende, müssen sich das Wissen meist selbst aneignen.

Die meisten informieren sich auf Social Media. Eine gute Wahl?

Nur bedingt. Wer wenig Vorwissen hat, kann nicht einschätzen, ob Finanz-Influencer:innen seriös sind. Unser Projekt «Young Finance» bietet verschiedene Webinare zu Steuererklärung, Budget, Sparen, Investieren etc. Berufsprofis geben praxisnahes Finanzwissen weiter, das unkompliziert und individuell umgesetzt werden kann, denn als Bildungsinstitution vermitteln wir keine Finanzprodukte.

Viele schieben das Thema Vorsorge hinaus. Warum?

Sie denken lieber an Reisen, Karriere, vielleicht Kinder. Viele glauben, sie hätten noch Zeit – oder dass sie zu wenig Geld haben, um vorzusorgen. Ein Trugschluss. Wer ab 18 jährlich 2000 Franken in die Säule 3a einzahlt, kann bis zur Pensionierung – je nach Rendite – 150 000 bis 200 000 Franken aufbauen. Wer erst mit 30 anfängt, muss fast doppelt so viel investieren, um dasselbe Ziel zu erreichen.

Ein guter Einstieg in die Finanzplanung?

Erster Schritt: Ein Budget erstellen. Das zeigt, wie viel Spielraum für Rücklagen besteht. Dann Ziele setzen – zum Beispiel Ferien, Hauskauf, Altersvorsorge – und entsprechend sparen. Idealerweise mit professioneller Beratung, die auf die persönliche Situation eingeht. Geld ist mit starken Emotionen verbunden. Die einen sind risikofreudig und legen in Aktien an, andere konzentrieren sich lieber auf solide Rücklagen beispielsweise in der 3. Säule. Da gibt es nicht richtig oder falsch. Wichtig ist, dass man sich mit der Lösung wohlfühlt.

Welche Rolle spielen Schulen und Berufsverbände bei der Finanzbildung?

Wir sehen bei unseren Kursen immer wieder, wie sich bereits Jugendliche verschulden, weil sie den Umgang mit Geld nicht gelernt haben. Das führt nicht selten in eine Schuldenfalle, aus der sie nur schwer wieder rausfinden. Finanzielle Freiheit beginnt mit Wissen. Dieses sollte bereits an Berufsschulen und Gymnasien gelernt werden – niederschwellig und praxisnah. So können allfällige Schwellenängste vorzeitig abgebaut und eine finanzielle Eigenverantwortung aufgebaut werden.

Wie sieht Ihrer Erfahrung nach ein idealer Finanzplan aus?

Man beginnt am Anfang des Berufslebens mit kleinen Schritten ein Polster aufzubauen. Dazu gehören kurz-, mittel- und langfristiges Sparen. Später lässt sich aus diesen verschiedenen Töpfen ein konkreter Plan für die Pensionierung entwickeln. Und nicht zu vergessen: zwischendurch immer mal wieder prüfen, ob es Optimierungsmöglichkeiten gibt.

Und was machen jene, die den idealen Zeitpunkt verpasst haben?

Nicht mehr länger warten! Lieber spät als nie gilt auch hier. Der Finanzplan sollte nun sehr gezielt angegangen werden.

Über Jasmin Brun und Stephan Theiler

Jasmin Brun und Stephan Theiler leiten das ifFP, das Institut für Finanzplanung in Zürich, das Finanzfachleute aus- und weiterbildet. Ihr Projekt «Young Finance» richtet sich an junge Erwachsene ab 17 Jahren.