Im Zuge der Coronapandemie hat sich das Arbeiten im Homeoffice – auch bei den Lernenden – branchenübergreifend etabliert. Viele Lernende, wie auch Berufs- und Praxisbildende haben diesbezüglich mit Herausforderungen zu kämpfen. Wie wichtig ist es, dass Lernende schon während der Ausbildungszeit mit dieser Arbeitsform in Berührung kommen?

Eine Umfrage des Branchenverbands ergab, dass viele Unternehmen örtlich flexibles Arbeiten auch nach der Pandemie teilweise beibehalten möchten. Dieses Umfrageergebnis deckt sich mit unserer Überzeugung, dass Homeoffice nicht nur ein vorübergehender Trend ist, sondern in der Arbeitswelt auch künftig von Bedeutung sein wird. Eine praxisnahe Vorbereitung auf diese Arbeitsform ist deshalb bereits während der beruflichen Grundbildung sinnvoll, damit die Lernenden nicht erst nach der Lehre mit der neuen Arbeitsrealität konfrontiert werden. Diese Veränderung erfordert jedoch neue Strategien, Konzepte und Regeln für die Berufslehre.

Wir analysieren die Herausforderungen und beleuchten die Sonnenseiten.

Herausforderungen

Ablenkung von der Arbeit.

Die Geschwister stören, der Postbote
klingelt, das Zimmer wird noch schnell aufgeräumt – diese und ähnliche Einflüsse können beim Arbeiten zuhause ablenken. Eine räumliche und zeitliche Abgrenzung muss vor allem zu Beginn der Ausbildung erst erlernt werden.

Wo bleibt der Team Spirit?

Gerade Lernende, welche die Ausbildung neu beginnen, müssen das Arbeiten im Team erst erleben und erlernen. Die überwiegend digitale Kommunikation erschwert diese Aufgabe. Das soziale Miteinander, das Abstimmen von Arbeitsaufgaben, die Anerkennung und Motivation durch Berufs-und Praxisbildende können im Homeoffice zu kurz kommen.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?

Tatsächlich kann die Abwesenheit von Berufs- und Praxisbildenden dazu führen, dass sich einzelne Lernende zurücklehnen. Auch hier sind klare Absprachen, eine saubere Kommunikation und Aufgabenverteilungen zwischen Berufs- und Praxisbildenden und Lernenden wichtig.

Ausgebrannt im Homeoffice.

Wer sich beim Arbeiten zuhause nicht richtig organisiert, strukturiert und motiviert, wird möglicherweise zu wenig oder zu viel leisten. Gerade Lernende brau-
chen in diesen Punkten viel Unterstützung. Berufs- und Praxisbildende nehmen in ihrer Rolle eine Vorbildfunktion ein und sind in der Verantwortung, die Lernenden zu unterstützen.

Sonnenseiten

Work Life Balance.

Lernende, die im Homeoffice tätig sind, können schulische Aktivitäten und Freizeit besser miteinander verbinden. Vorausgesetzt, sie können sich gut organisieren und selbst motivieren. Zur Selbstorganisation gehört, feste Zeiten für Arbeit und private Tätigkeiten zu planen. Lernende im Homeoffice sollten mit ihren Berufs- und/oder Praxisbildenden absprechen, wann gearbeitet wird und wann private Zeit ansteht.

Konzentriert und kreativ arbeiten.

Studien haben ergeben, dass
sich Mitarbeitende im Homeoffice besser auf ihre Aufgaben konzentrieren können, da sie weniger durch gesprächige Kolleginnen und Kollegen oder den Lärm eines Grossraumbüros abgelenkt werden. Die Homeoffice-Möglichkeit wird vor allem bei Lernenden für kreative Aufträge gerne genutzt.

Umwelt, Zeitbudget und Nerven werden geschont.

Pendeln gilt als einer der grössten Stressfaktoren für den modernen Menschen.
Reduziert sich der Arbeitsweg auf einige Meter, gewinnt man viel Zeit. Hinzu kommt, dass die mentale Belastung in Staus oder überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln wegfällt.

Stärkung des Selbstvertrauens.

Durch das selbstständige Arbeiten im Homeoffice sind Lernende gezwungen, selbst ein Problem zu lösen, ohne zwischendurch einen gut gemeinten Ratschlag der Praxisbildenden zu bekommen. Das stärkt nicht nur das Selbstvertrauen der Lernenden, sondern fördert auch die Kreativität.

Fazit

Homeoffice bietet Vorteile für Berufs- und Praxisbildende und Lernende ‒ wenn es richtig angewendet wird. Entscheidend ist, dass Berufs- und Praxisbildende trotz Homeoffice sicherstellen können, dass die Ausbildungsinhalte in ihrer Gesamtheit vermittelt werden. Das Ziel der beruflichen Grundbildung ist und bleibt die optimale Vermittlung der Lernziele, damit die Lernenden gut auf ihr weiteres Erwerbsleben vorbereitet werden und ihr Qualifikationsverfahren erfolgreich abschliessen können.