Viele kennen es vielleicht noch aus der Schulzeit: Laute und aktive Kinder ziehen die volle Aufmerksamkeit auf sich, während ruhigere wenig auffallen. Dieses Phänomen zieht sich bis ins Berufsleben und darüber hinaus. Doch bedeutet laut und schnell auch gleichzeitig, erfolgreicher zu sein?

Introversion versus Extraversion: Was ist der Unterschied?

Bei Introversion und Extraversion handelt es sich um Persönlichkeitseigenschaften, die erstmals 1921 von dem Psychoanalytiker Carl Jung in seiner Theorie der Persönlichkeitstypen verwendet wurden. Diese Persönlichkeitsmerkmale sind unabhängig von der Geschichte und Kultur des Menschen und beschreiben, wie wir den Kontakt zu unseren Mitmenschen gestalten. Während introvertierte Personen sich in Gruppen eher im Hintergrund halten und als verschlossen und zurückhaltend wahrgenommen werden, sind extrovertierte Personen genau das Gegenteil. Diese geselligen Persönlichkeiten blühen erst auf, wenn sie unter Leuten sind.

Laut und schnell = erfolgreich?

Extrovertierte Menschen werden von der Gesellschaft als tendenziell erfolgreicher eingestuft. Dies liegt unter anderem auch daran, dass diese
Persönlichkeitstypen öfters in Führungspositionen zu sehen sind und einfacher und schneller ihr Netzwerk auf- und ausbauen können. Sowohl im Privat- wie auch im Berufsleben kann dies ein entscheidender Vorteil sein, weil uns auffällige und offene Menschen eher in Erinnerung bleiben. Mit Führungsaufgaben werden oft auch extrovertierte Verhaltensweisen in Verbindung gebracht, weshalb das Interesse an einem Chefposten bei introvertierten Personen geringer ist.

Die Vorteile der Introvertierten.

Der digitale Wandel und die daraus resultierenden Homeoffice-Tage bringen zurückhaltenden Personen viele Vorteile. Ohne den Smalltalk mit Kollegen und die Ablenkungen im Büro, schaffen sie es leichter sich in Themen und Aufgaben zu vertiefen als ihre extrovertierten Kollegen. Ihre gute Eigenschaft als Zuhörer/innen ist auch virtuell sehr gefragt, die eher schwierigeren Face-to-Face-Interaktionen fallen fast komplett weg. Die Digitalisierung hebt die Stärken von introvertierten Personen gerade in der aktuellen Situation besonders hervor.

Prominente machen es vor.

Mark Zuckerberg, Gründer und Vorstandsvorsitzender des Unternehmens Facebook, fällt nicht durch extrovertierte Verhaltensweisen auf, im Gegenteil. Seine häufig zurückhaltende Art und seine Fähigkeit, sich intensiv in Projekte zu vertiefen, haben ihm geholfen, ein millionenschweres Unternehmen aufzubauen. Bei Barack Obama, dem ehemaligen Präsident der Vereinigten Staaten, würde man auf den ersten Blick vielleicht nicht an eine introvertierte Person denken. Doch es gibt verschiedene Formen und Ausprägungen dieses Persönlichkeitsmerkmals. Er beweist, dass laut und schnell nicht für besser und erfolgreich steht. Durch seine ruhige und bedachte Art Dinge anzugehen, wird Obama von vielen Menschen als sehr qualifiziert und kompetent wahrgenommen.

Wer ist nun erfolgreicher?

Sowohl intro- wie auch extrovertierte Menschen können unter den richtigen Bedingungen sehr weit kommen. Für den Erfolg einer Person in einem Unternehmen ist nicht nur das eigene Persönlichkeitsmerkmal ausschlaggebend, sondern auch die Persönlichkeitstypen der Mitarbeitenden. Sind diese passiv, können sie von extrovertierten Mitarbeitenden profitieren und umgekehrt. Idealerweise fördern Unternehmen die unterschiedlichen Stärken. Denn sie können sowohl vom Temperament der Extrovertierten wie auch von der Ruhe der Introvertierten profitieren.