CEO, Richterin und Dozentin: Der Lebenslauf von Rosemarie Rossi ist eindrucksvoll und für manch einen Menschen erfüllt sie einige Karriere-Bucket-List-Punkte. Als sie sich mit 50 Jahren mit Ayurveda zu beschäftigen begann, war schnell klar, dass dieser Bereich wichtig werden würde und sie über das Pensionsalter begleiten wird. Heute ist sie selbstständig und unterstützt vor allem berufstätige Menschen im Bereich Gesundheitsprävention. Für «Wir Kaufleute» erzählt sie die Geschichte ihrer spannenden Laufbahn.

Mit 40 Jahren war ich als Kadermitglied in einer Rückversicherung tätig. Da ich keine Entwicklungsmöglichkeiten sah, bildete ich mich zur Sozialversicherungsexpertin aus. An der KV Zürich Business School habe ich schliesslich über 20 Jahre Sozialversicherungsrecht unterrichtet. 2001 wurde ich als Fachrichterin ans Zuger Verwaltungsgericht gewählt. Diese Funktion übte ich 18 Jahre mit einem Pensum von rund 20% aus. Es war mir immer wichtig, einen Ausgleich zum beruflichen Alltag zu finden. Mit 50 begann ich mich mit Ayurveda zu beschäftigen. Die indische Heilkunst betrachtet den Menschen als Einheit aus Körper, Geist und Seele, ein System, das mit der Natur interagiert. Es folgten viele Reisen nach Indien, um dort in Retreats und Praxen meine Erfahrungen zu machen, mit 60 Jahren absolvierte ich mehrere Ausbildungen in Europa. Es war klar geplant, nach dem Erreichen des Pensionsalters, dieses Thema in meinen beruflichen Alltag zu integrieren.

Der Glaube an sich selbst.

Als es in der Bauphase meines Retreats zu Verzögerungen kam, war Mut und der Glaube an meine Vision wichtig. Bei Unsicherheiten half es mir, meine umgesetzten Projektschritte immer wieder zu überdenken und anzupassen. Alle meine Ideen und Projekte halte ich seit Jahren in Notizbüchern handschriftlich fest. Von Anfang an lag ein Investitionsbudget vor, um auch finanziell auf der sicheren Seite zu stehen. Wichtig war und ist, dass ich mich mit verschiedenen Leuten austauschen konnte. Dazu gehören gute Freunde, gute Kolleginnen aus dem Geschäftsleben, Personen die bereits eine Praxis führen und nicht zu unterschätzen: ein guter langjähriger Berater auf der Bank.

Kritische Reaktionen aus dem Umfeld.

Dass ich mich mit 64 Jahren nochmals in ein unternehmerisches Abenteuer stürzen kann, stiess auf viel Unverständnis. Für mich bedeutet es jedoch viel, eine herausfordernde Aufgabe zu haben, bei der ich meine Erfahrungen einbringen und nach wie vor etwas lernen kann. Was ich an der neuen Lebenssituation besonders geniesse? Dass ich alleine entscheiden und planen kann. Seit ich das House of retreat eröffnet habe, gehen auch die negativen Reaktionen zurück.

Zeit für eine berufliche Veränderung.

Es fällt vielen Menschen schwer, in sich zu gehen und festzustellen, welche Ursachen der Unzufriedenheit zugrunde liegen. Bewährt hat sich bei mir, Situationen von Demotivation, Erschöpfung, Ärger etc. festzuhalten. Zu überlegen, welche Massnahmen ergriffen werden könnten, um diese abzubauen. Gespräche mit guten Freunden oder mit dem Vorgesetzten führen, Veränderungswünsche thematisieren. Eventuell Unterstützung bei einer Berufsberatung, einem Coach und anderen Fachpersonen suchen. Der falsche Zeitpunkt ist dann, wenn Wut und Ärger die eigenen Entscheidungen überlagern. Diese zwei Zustände sind schlechte Ratgeber. Sie können aber die Motivation sein, wirklich an der beruflichen Situation etwas zu ändern. Dann gilt es, sachlich die weiteren möglichen Schritte festzulegen. Mit diesem Vorgehen kann der richtige Zeitpunkt gefunden werden. Seit Mai 2020 habe ich Gäste in meinem Retreat. Erste Erfahrungen zeigen auf, was noch verbessert oder angepasst werden muss. Der Start ist geglückt und ich bin zufrieden. gesundheit-durch-ayurveda.ch


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