Im Recruiting wird immer mehr automatisiert, digitalisiert und gespielt. So setzen innovative HR-Abteilungen auf der Suche nach qualifizierten Fachkräften auch auf den Escape Room. Manuel Zehr von cut-e in Zürich weiss, warum sich immer mehr Unternehmen für die spielerische Suche nach neuen Talenten entscheiden.

Herr Zehr, Sie bieten eignungsdiagnostische Lösungen für Personalfragen an, darunter auch Escape-Room-Recruiting. Welche Vorteile bringt diese Art Eignungstest?

Der grösste Unterschied im Vergleich zu traditionellen Simulationen in Gruppen-Assessments liegt darin, dass ein Escape Room den Teilnehmenden tatsächlich sehr viel Spass bereitet. Durch den spielerischen Charakter und das Lösen von lustigen Rätselfragen vergessen die Kandidatinnen und Kandidaten, dass sie sich eigentlich unter Beobachtung befinden. Daher zeigen sie auch ‒ viel eher als bei klassischen Teamkonstellationen ‒ ihr typisches Verhalten, ohne sich zu verstellen.

 

Lassen sich die Bewerberinnen und Bewerber dadurch tatsächlich umfassend einschätzen?

Ein Escape Room wird häufig als Ergänzung nebst traditionellen und bereits bekannten Recruiting-Instrumenten wie CV-Screening, Interview und Online-Assessments eingesetzt. Die Recruiter entscheiden also nicht nur ausschliesslich anhand der Beobachtungen aus einem Escape Room, sondern lassen diese als Puzzle-Stein in die Gesamteinschätzung einfliessen.

 

Gibt es noch andere Gründe für dieses Vorgehen?

Der wichtigste Treiber für die Verwendung von Escape-Room Recruitings ist die Candidate Experience. Unternehmen stehen in einem Wettkampf um die besten Talente und legen daher grossen Wert darauf, dass Bewerbende im Rahmen der Rekrutierungsprozesse ein positives Bild des Unternehmens erhalten. Mit einem Escape-Room kann sich eine Firma als modern und zeitgemäss präsentieren. Besonders IT-, Finanz- und Telekommunikationsunternehmen, aber auch beispielsweise die Fachhochschule Nordwestschweiz nutzen diese Möglichkeit.

 

Haben sich die so rekrutierten Mitarbeitenden im Job bewährt?

Noch liegen unserer Kenntnis nach keine entsprechenden Validierungsstudien vor. Es dürfte aber nichts dagegensprechen, dass sich der Escape Room als Ergänzung zu anderen Recruiting-Instrumenten etabliert. Wie oben beschrieben sollte man sich bei einer Rekrutierungs-Entscheidung nicht einzig und allein auf Beobachtungen aus einem Escape Room verlassen. Als Ergänzung sind die Hinweise aber durchaus sehr wertvoll, und bei der gleichzeitig positiven Wirkung auf die Candidate Experience können also sowohl die Unternehmen als auch die Teilnehmenden davon profitieren ‒ also eine klassische Win-Win-Situation.

 


So funktionierts

Bei Escape-Room-Spielen werden Bewerberinnen und Bewerber in kleinen Gruppen in speziell gestaltete Räume eingeschlossen. Unter Zeitdruck müssen sie gemeinsam eine Aufgabe lösen, z.B. einen Schlüssel finden oder eine Bombe entschärfen. Zusammenarbeit, Kommunikation und Hilfsbereitschaft sind dazu unerlässlich. Organisationspsychologen beobachten die Kandidatinnen und Kandidaten, um herauszufinden, wer in einer Stresssituation teamfähig ist und analytisch denken kann — und wer nicht. Diese Methode gilt als aufschlussreich, weil die Reaktionen und Handlungen spontan und intuitiv erfolgen.


 

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