Welches sind die wichtigsten Kompetenzen der Zukunft und wie rekrutiere ich die besten Mitarbeitenden, um für die unternehmerischen Herausforderungen von morgen bereit zu sein? Bei der Beantwortung dieser beiden Fragen spielen nicht lineare Lebensläufe und neu gestaltete Rekrutierungsprozesse eine
zentrale Rolle.

Über viele Jahre waren Lebensläufe linear und lückenlos. Sie wiesen verschiedene Stationen in namhaften Firmen innerhalb der gleichen Branche auf, wobei die Verantwortung und meist auch die Führungsspanne von Position zu Position stetig zunahm. Klassische Führungslaufbahnen waren die Regel und zwingend für den persönlichen und beruflichen Erfolg sowie auch ein Hauptkriterium für Unternehmen bei Neuanstellungen.

Heute gibt es aber auch nicht lineare Karrieren mit vielfältigen und oft unvorhersehbaren Wendungen und Stationen. Menschen wechseln zwischen verschiedenen Branchen und unterschiedlichen beruflichen Rollen. Anstatt kontinuierlich in der Hierarchie eines einzigen Berufsfelds aufzusteigen, können Personen in verschiedenen Positionen und Funktionen arbeiten, die nicht immer eine offensichtliche Verbindung zueinander haben. In diesen Karriereverläufen können Phasen der Weiterbildung, der Umschulung oder der beruflichen Neuorientierung liegen. Immer häufiger entscheiden sich Menschen auch für einen Wechsel zwischen traditioneller Beschäftigung und freiberuflicher oder unternehmerischer Tätigkeit.

Kompetenzen der Zukunft.

Bei der Beurteilung von nicht geradlinigen Lebensläufen ist es deshalb wichtig, dass ein gemeinsames Verständnis darüber besteht, welche Anforderungen und Eigenschaften für eine neu zu besetzende Position zentral sind. Vieles deutet darauf hin, dass in Zukunft nicht ausschliesslich branchenspezifische Fachkompetenzen von zentraler Bedeutung sein werden. Vielmehr zeigen Studien, dass bestimmte intellektuelle, methodische, persönliche und soziale Kompetenzen elementar sein werden, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Zum Beispiel sind Fähigkeiten wie kritisches Denken, emotionale Intelligenz, unternehmerisches Denken oder auch die Beschaffung von Daten und deren sinnvolle Interpretation wesentlich und in ihrer Anwendung nicht an eine spezifische Branche gebunden.

Kompetenzen branchenunabhängig anwenden.

Eine Hotelfachfrau ist es gewohnt, klar zu kommunizieren und dabei das Wohl der Gäste nicht aus den Augen zu verlieren. Sie wird diese intellektuelle Fähigkeit auch in einem Beratungsgespräch in der Versicherungsbranche erfolgreich einsetzen können. Was bedeutet dies nun für die kaufmännischen Berufe? Diesem Konzept folgend kann eine Bankkauffrau, die gute kommunikative Fähigkeiten und Verhandlungsgeschick besitzt, auch in der Automobil- oder Immobilienbranche erfolgreich sein. Wenn wir den Wert nicht linearer Lebensläufe anerkennen, eröffnen sich den Unternehmen ungeahnte Talent-Pools. Dabei muss auch der Rekrutierungsprozess neu gedacht werden, da traditionelle Methoden nicht (mehr) ausreichen, um Talente zu identifizieren. Es bedarf eines differenzierten und ganzheitlichen Ansatzes, um die individuellen Fähigkeiten, Stärken und Potenziale einer Person zu erfassen.

Darüber hinaus braucht es mutige Vorgesetzte und Entscheidungsträger:innen, die bei der Rekrutierung neue Wege gehen. HR-Verantwortliche müssen in der Lage sein, die Breite und Tiefe von Kompetenzen zu erkennen, die in unterschiedlichen Branchen erworben werden, um Leistungen und Erfolge anzuerkennen, die unabhängig von linearen Karrierepfaden erreicht wurden. Nur so erhalten Menschen mit nicht linearen Lebensläufen die Möglichkeit, sich beruflich weiterzuentwickeln und lebenslang Neues zu lernen.

Über die Autorin

Sarah Lenz Schüpbach beschäftigt sich seit vielen Jahren damit, Menschen und Unternehmen davon zu überzeugen, dass vielfältige Kompetenzen aus unterschiedlichen Branchen wichtiger sind als klassische
Karriereverläufe.


Möchten Sie mehr zum Thema nicht lineare Laufbahnen erfahre? Dann lesen Sie unseren Artikel «Nicht lineare Lebensläufe: Eine Chance für Unternehmen»

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