In den letzten Monaten haben mehrere Unternehmen ihren Stellenabbau mit dem Einsatz von «künstlicher Intelligenz» (KI) begründet. Diese Argumentation ist unverantwortlich, denn KI wird Mitarbeitende nicht ersetzen, sondern die Arbeitswelt stark verändern. Wie gestalten wir diesen Wandel verantwortungsvoll?

KI ist kein Jobkiller.

Viele Unternehmen ‒ gerade in der Tech-Branche ‒ sind in den letzten Jahren stark gewachsen. Es gehört zur sozialen Verantwortung der Geschäftsleitung, sich vorausschauend mit der Personalplanung auseinanderzusetzen. Leider können viele der Verlockung nicht widerstehen, KI die Schuld für eigene Versäumnisse in die Schuhe zu schieben.

KI kann Mitarbeitende nicht ersetzen.

Immer mehr Unternehmen setzen künstliche Intelligenz unterstützend für spezifische Tätigkeiten ein, um Fleissarbeiten schneller zu erledigen und Standardprozesse zu automatisieren. So bleibt qualifizierten Arbeitskräften mehr Zeit für anspruchsvolle Aufgaben, Beziehungsarbeit und für die Umsetzung neuer Ideen. Als Folge davon verändern sich die Job-Profile und die Arbeitsweise stark. Es ist an den Unternehmen, diesen Wandel verantwortungsvoll zu gestalten.

KI kann viel, aber nicht alles.

Echte Mehrwerte für Wirtschaft und Gesellschaft lassen sich erzielen, wenn die Mitarbeitenden diese Veränderung aktiv mitgestalten können. Sie wissen am besten, welche Tätigkeiten eine Maschine übernehmen könnte, welche Kundenbedürfnisse bisher zu kurz gekommen sind und wo mehr menschliche Aufmerksamkeit nötig ist. Ziel ist es, einen besseren Service anzubieten und gleichzeitig eine attraktive Arbeitgeberin, ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben.

KI-Leitlinien schaffen Orientierung.

Ein erfolgreiches Unternehmen weiss, was ihm wichtig ist: zum Beispiel Menschen fair zu behandeln, ihre Privatsphäre zu respektieren und niemanden zu täuschen. Um solche Wertvorstellungen für den Einsatz von künstlicher Intelligenz zu konkretisieren, werden vermehrt Leitlinien erarbeitet. Darin kann zum Beispiel festgelegt werden, dass KI-generierte Inhalte deklariert werden müssen, wenn eine Täuschungsgefahr besteht. Wie im Fall, wenn ein fotorealistisches Bild einer KI-generierten Person in der Kommunikation genutzt wird oder wenn Kundinnen und Kunden einfache Fragen via Chatbot statt von Mitarbeitenden beantwortet erhalten.

Mitarbeitende müssen bereit sein für Veränderungen.

Was angesichts der anstehenden Veränderungen immer wichtiger wird, ist der «Mindset», die innere Einstellung. Mitarbeitende sollten bereit sein, sich auf Neues einzulassen. Diese Bereitschaft wird immer wichtiger ‒ während der Schulzeit, während der Ausbildung, am Arbeitsplatz sowie im privaten Umfeld. Arbeitnehmende sollten sich mit künstlicher Intelligenz auseinandersetzen, um ein realistisches Bild der damit verbundenen Chancen und Risiken zu erhalten. So können sie den Wandel am Arbeitsplatz aktiv mitgestalten. Und sie sollten Tools wie ChatGPT ausprobieren. Das macht sie unabhängig und ist gleichzeitig eine gute Investition in ihre Arbeitsmarktfähigkeit.

Fazit

Künstliche Intelligenz lässt sich mit Herz und Verstand einsetzen. Voraussetzung: Unternehmen nehmen
ihre Verantwortung wahr und Mitarbeitende sind bereit, sich auf die anstehende Veränderung einzulassen.

Über die Autorin

KI Expertin Cornelia Diethelm zum ethischen Einsatz von künstlicher Intelligenz im Unternehmen.

Cornelia Diethelm ist Expertin für Digitale Ethik und Gründerin des Centre for Digital Responsibility. Sie Unterstützt Unternehmen und Organisationen beim verantwortungsvollen Umgang mit KI.


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