Social Media, Mobile Recruiting und künstliche Intelligenz – neue Aspekte rücken in den Fokus des Bewerbungsprozesses. Was bedeutet dies für Arbeitnehmende? Sind bewährte Bewerbungsstrategien noch angebracht? Welche neuen Möglichkeiten gibt es? Und wie kann die Chance auf einen vorurteilsfreien Bewerbungsprozess erhöht werden?

Bewährte Bewerbungsstrategien

Im Bewerbungsprozess ist eine überzeugende Präsentation entscheidend. Sie sollte authentisch und professionell sein. Die Bewerbung auf das ausgeschriebene Inserat und das Einreichen eines vollständigen Dossiers haben nach wie vor ihre Gültigkeit. Aktuelle Studien zeigen, dass rund drei Viertel der Schweizer Unternehmen weiterhin grossen Wert auf ein Motivationsschreiben legen.

Neue Bewerbungskanäle

Klassische Bewerbungen werden bereits heute mit innovativen Ansätzen ergänzt. Fähigkeiten und Erfahrungen können in einem kurzen Video, mit einem interaktiven Online-Portfolio oder einer Infografik dargestellt werden. Das Ziel soll sein, sich im (virtuellen) Bewerbungsstapel von der Masse abzuheben. Die rekrutierende Person muss innerhalb weniger Sekunden erfassen, welche Kompetenzen und Werte das Gegenüber mitbringt und warum es die perfekte Besetzung wäre.

Neben Jobplattformen, Stellenvermittlern oder Spontanbewerbungen eröffnen weitere Kanäle neue Möglichkeiten:

Rekrutierung und Bewerbung v. a. über LinkedIn setzen ein attraktiv gestaltetes Profil voraus. Jobs werden online gepostet und ermöglichen eine Bewerbung direkt über die Plattform. Das Verfassen eines Motivationsschreiben entfällt, da meist anhand der Informationen im Profil oder des nachträglich eingereichten Lebenslaufs rekrutiert wird.

Sie basieren auf Kompetenzen, Berufserfahrungen und -wünschen, welche im App-Profil erfasst oder über die Filterfunktion gesteuert werden. KI-unterstützt können Motivationsschreiben direkt aus der Job-App generiert werden – wenn auch aktuell noch auf rudimentärer Basis. Job-Apps ermöglichen ein erstes Matching. Sie verhindern so ein aufwändiges Aufbereiten und Versenden der Bewerbungsunterlagen (Bewerbung direkt per «swipe» auf dem Mobile). Beispiele: Yooture, Jobshot, Jobeagle.

Vorurteilsfreier Bewerbungsprozess

Bewerbende sowie Unternehmen müssten gleichermassen sicherstellen, dass Bewerbungsprozesse fair und inklusiv sind. Die Realität zeigt noch ein anderes Bild. Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Diskriminierung oft schon beim ersten Sichten der Bewerbungsunterlagen stattfindet. Einige Unternehmen setzen zur ersten Triage künstliche Intelligenz ein, wo Algorithmen den Lebenslauf nach Schlüsselwörtern, Abschlüssen oder Lücken durchleuchten. Dies ist nicht per se schlecht. Diskriminierung geschieht jedoch dort, wo Unternehmen mit KI beispielsweise das Alter oder das Geschlecht als Ausschlusskriterium nutzen. Gleichzeitig wird künstliche Intelligenz dort positiv eingesetzt, wo unbewusste Vorurteile ausgeschaltet werden. Informationen wie Nationalität oder Bildungshintergrund werden ausgeblendet, der CV wird rational anhand von objektiven Kriterien geprüft. So beugen z. B. Job-Apps einer allfälligen Voreingenommenheit vor, indem Parameter wie Geschlecht, Name usw. im ersten Bewerbungsschritt noch nicht angezeigt werden. Das Profil bleibt bis zum Match anonym, somit haben alle dieselben Bedingungen.

Um Diskriminierung im Bewerbungsprozess vorzubeugen, gilt es im Lebenslauf die Qualifikationen und Fähigkeiten zu betonen, ohne zu viele persönliche Informationen preiszugeben. In der Schweiz ist die Angabe des Geburtsdatums gängig; auch die Staatsangehörigkeit sollte aufgeführt werden, wenn diese Auswirkungen auf die Arbeitsbewilligung hat. Angaben, die potenziell diskriminierend sein könnten, sollen weggelassen werden (siehe Grafik).


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