Noch kurz auf einen Feierabend-Drink mit den Kolleginnen und Kollegen? Nichts dagegen einzuwenden. Liegt bei einem Mitarbeitenden aber ein Alkoholproblem vor, belastet das die Firma und das gesamte Team. Was tun? Ein Fallbeispiel.

Die Chefin

Silvana Giovanoli

Der Mitarbeitende

Maximilian «Max» Hauser

Ausgangslage

Seit einiger Zeit beobachtet Silvana Giovanoli bei einem ihrer Mitarbeitenden auffällige Veränderungen: Maximilian Hauser, ein sonst zuverlässiger und beliebter Angestellter, fehlt in den letzten Monaten immer wieder kurzfristig. Im Büroalltag wirkt er gereizt und nervös, reagiert in Gesprächen rasch aggressiv und zieht sich bei Teamrunden immer mehr zurück.

Entlastungsmassnahmen

Die Chefin will den Gründen für die Wesensveränderung auf die Spur kommen. Sie bietet ihrem Mitarbeitenden Unterstützung an und erfährt dabei, dass Maximilian Hauser Eheprobleme hat. Um ihn zu entlasten, verteilt sie seine wichtigsten Projekte im Team. Gegenüber Kunden und dem Team nimmt sie Max Hauser wiederholt in Schutz.

Die Situation spitzt sich zu…

Nach der Mittagspause, die Maximilian Hauser immer häufiger alleine verbringt, fällt dem Team regelmässig seine Alkoholfahne auf. Und nach der Weihnachtsfeier muss er volltrunken nach Hause gefahren werden. Es wird klar: So geht es nicht weiter.

Das Problem

Führungskräfte und Teamkollegen:innen wollen Betroffene unterstützen ‒ verstärken damit aber unbewusst ein mögliches Suchtproblem: Wer Betroffenen Projekte abnimmt und die Anforderungen im Arbeitsalltag herunterschraubt, sorgt dafür, dass diese in Ruhe ihrem Alkoholkonsum nachgehen können. Was gut gemeint ist, begünstigt in der Regel das problematische Konsumverhalten.

Was wirklich hilft

So hart es klingt: Die Not verstärken! Wird der/die Betroffene mit der Realität konfrontiert und die Auffälligkeiten direkt angesprochen, gibt man ihm/ihr die Möglichkeit, einzusehen, dass eine Krankheit vorliegt.

Es geht keinesfalls darum, Betroffenen zu schaden oder sie fallen zu lassen. Im Gegenteil: Wegsehen bedeutet, sie mit ihren Problemen alleine zu lassen.

Wie vorgehen?

Für den Dialog mit suchtauffälligen Mitarbeitenden bietet sich ein gestuftes Vorgehen (alcoolautravail.ch) an: Dabei handelt es sich um eine vorgegebene Struktur von Gesprächen, die stufenweise den Druck auf die Betroffenen erhöhen, ihrer Sucht aktiv entgegenzuwirken, um ihre Arbeitsleistung zu erhalten.

Ziel: Den/die Mitarbeitende zu motivieren, das Suchtverhalten zu erkennen und etwas gegen die Suchtproblematik zu tun. Die festgelegte Struktur hilft, Person und Sache zu trennen und den Fokus von dem, für eine Führungskraft unmöglichen, Nachweis der Sucht auf die unzureichende Arbeitsleistung zu verschieben.


Tipps für Mitarbeitende

Tipps für Vorgesetzte

Holen Sie sich Hilfe! Arbeitsrechtlich und in der Führung ist der Umgang mit Suchterkrankten anders als bei anderen Krankheiten. Fokussieren Sie auf die nicht erfüllten Arbeitsanforderungen und verweisen Sie auf externe Hilfsangebote. Der Nachweis einer Alkoholsucht liegt nicht bei Ihnen.

Tipps für Alkoholkranke

Suchtprobleme sind unterschiedlich stark. Menschen sind unterschiedlich. Nicht jedem hilft das Gleiche. Zögern Sie nicht, sich Unterstützung zu holen!