Brigitte Jappert ist Leiterin der Rechtsschutzversicherung Protekta (Mobiliar). Sie gilt als humorvoll, eloquent und äusserst schlagfertig. Im Interview erzählt sie, wie und weshalb «positive leadership» für sie und ihr Team funktioniert.

Sicher. Ich bin eine lebensfrohe Natur und lache generell viel.

Es ist mehr eine Haltung als ein konkreter Führungsstil. Humor ist ein probates Mittel, um ein gutes Arbeitsklima zu schaffen. Mitarbeitende lassen sich am besten motivieren und zu Höchstleistungen anspornen, wenn sie sich wohl fühlen. Nicht nur mit dem, was sie machen, sondern eben auch mit dem Arbeitsklima. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Lachen ein Multiplikator ist. Es schüttet Glückshormone aus und hilft beim Stressabbau. Dinge, die wir im anspruchsvollen Arbeitsalltag gut gebrauchen können.

Nein, damit hat das nichts zu tun. Es geht mir dabei eher um eine fehlertolerante Grundstimmung, Offenheit und Transparenz. Ich gebe Ihnen ein Beispiel, das kürzlich passiert ist: Aufgrund einer Terminkollision kam ich zu spät zu einem Onlinemeeting. Kurz darauf hat mein Computer einen Totalabsturz fabriziert. In einer solchen Situation gäbe es Raum für Wut, Panik, Verzweiflung. Meine Reaktion darauf ist: Ich nehme es mit Humor. Denn alles andere macht die Situation ja nicht besser ‒ im Gegenteil. Diese Grundhaltung versuche ich dem Team zu vermitteln. Das geht aber nur, wenn das Vertrauen vorhanden ist, dass alle stets ihr Bestes geben.

Ja. In anspruchsvollen Situationen ist es ja besonders wichtig, dass die Mitarbeitenden ihr Bestes abrufen können. Statt einer Standpauke würde ich also eher sagen: Das haben wir uns alle eigentlich ganz anders vorgestellt. Aber gut, wie lösen wir nun das Problem?

Das ist richtig. Wo gearbeitet wird, passieren Fehler. Das ist unvermeidlich. Durch einen konstruktiven Umgang damit kann man nicht nur daraus lernen, sondern auch neue Fehler vermeiden. Übermässiger Druck und ein Angstklima bewirken meiner Erfahrung nach eher das Gegenteil.

Ich kann sehr dezidiert meine Vorstellungen formulieren und erwarte auch, dass sich mein Team einbringt. Das geht aber mit einer positiven Führungskultur problemlos Hand in Hand.

Als Führungskraft tut man gut daran, auf die Bedürfnisse seines Teams einzugehen. Spüren die Mitarbeitenden, dass sie ernst genommen werden und mitgestalten können, dann kommt die Motivation quasi von alleine. Wichtig ist mir auch, sie spüren zu lassen: Wir ziehen an einem Strang, wir wollen zusammen etwas erreichen. Das verteilt die Belastung auf mehrere Schultern und fördert gleichzeitig den Teamgeist.

So selten scheint mir diese Haltung gar nicht. In meinem beruflichen Umfeld begegne ich regelmässig Führungskräften, die über sich lachen können. Wer reflektiert über sich nachdenkt, kann auch über die eigene Unzulänglichkeit lachen. Und Lachen ist ansteckend.

Das Interview führte ANINA RETHER, Redaktorin WIR KAUFLEUTE