Arbeit kann manchmal mühevoll sein. Doch sie ist eine lebenslängliche Aufgabe des Menschen und damit sinnstiftend, ob sie nun bezahlt ist oder nicht. Dabei ist Freiwilligenarbeit besonders wertvoll, weil sie zwanglos und aus eigenem Antrieb gewählt wird.

Freiwilligenarbeit ist mehr als unbezahlte Arbeit. Haushaltsarbeiten, Einkaufen und Kinderbetreuung, die «Klassiker» der unentgeltlich geleisteten Arbeiten im Alltag, gehören gewissermassen zur Selbsterhaltung der Lebensgemeinschaft und Partnerschaft. Auch Nachbarinnen und Nachbarn, Freundinnen und Freunde oder Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen können zu diesem erweiterten Beziehungskreis gezählt werden. Die Empfänger der Leistungen aus Freiwilligenarbeit sind hingegen «Fremde», zu denen erst über die Arbeit eine Beziehung geschaffen wird. Freiwilligenarbeit ist daher ein sozialer Akt, der eine Gemeinschaft bildet oder festigt ‒ und damit eine stabilisierende Wirkung auf die Gesellschaft insgesamt ausübt.

Zivilgesellschaft als Garantin der Freiheit

Unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie auf Eigenverantwortung und Eigeninitiative basiert. Erst was die Kräfte und Möglichkeiten der einzelnen Menschen übersteigt, soll gemeinsam angepackt werden, beispielsweise durch Unterstützung zivilgesellschaftlicher Organisationen. Zahllose soziale Einrichtungen, Vereine und Stiftungen sind in diesem öffentlichen Bereich aktiv, privat getragen und finanziert sowie dezentral geführt. Rotes Kreuz und Pro Juventute, die Kirchen und die Jugendorganisationen, alle Sportvereine und kulturellen Initiativen sind Beispiele von Organisationen, in denen Freiwilligenarbeit eine zentrale Rolle spielt. In der Regel werden gewisse Funktionen mit professionellen Kräften abgedeckt, während unterstützende Helfende freiwillig mitwirken. Die öffentliche Hand unterstützt Privatinitiativen vielleicht mit finanziellen Beiträgen oder stellt eine gewisse Infrastruktur zur Verfügung, hält sich ansonsten aber im Hintergrund. Staatliche oder halbstaatliche Institutionen werden erst geschaffen, wenn wirklich grosse Aufgaben zu bewältigen sind, welche den permanenten Einsatz grosser Ressourcen verlangen.

Lebenslanges Engagement

Freiwilligenarbeit ist eine kulturelle Errungenschaft von existenzieller Bedeutung für die Menschen. Schon Kinder beteiligen sich daran und dieses Engagement setzt sich in allen Lebensphasen fort. Für die allermeisten Menschen ist auch ein anspruchsvolles Erwerbsleben kein Hindernis für einen freiwilligen Einsatz ihrer Wahl, denn sie wollen etwas Gutes tun. Dies ist ein Grundbedürfnis der meisten Menschen. Sie erfahren durch einen Einsatz auf einem Feld, das ihnen nahe liegt und in dem sie der «Gesellschaft etwas zurückgeben» können, wie es viele ausdrücken, manche schöne Erlebnisse und eine grosse Befriedigung. Unter benevol-jobs.ch findet sich eine Vermittlungsplattform für spezifische Einsätze.

Seniorinnen und Senioren gefragt!

Rund 46 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahren leistet Freiwilligenarbeit. Bei aktiven Seniorinnen und Senioren bis 75 Jahre ist der Anteil am höchsten. Manche setzen auch im Pensionsalter ihr berufliches Know-how in sozialen Unternehmensberatungen wie innovage.ch weiter ein. Oder sie beteiligen sich an umfassenden Informations- und Bildungsplattformen wie seniorweb.ch, welche Informationen vermitteln, Kurse anbieten und periodisch Zeitschriften sowie Newsletter herausgeben, die voller Hinweise auf weitere Betätigungsfelder und Aktivitäten sind. Wieder andere engagieren sich «traditionell» im Quartier oder in sozialen Organisationen wie Caritas.

Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es

Wie und wo man sich für andere engagiert ‒ die Vorteile der Freiwilligenarbeit sind enorm: Sie verbessert die geistige und körperliche Gesundheit, erschliesst neue Bekanntenkreise und vermeidet so Einsamkeit, gibt Selbstvertrauen und schafft Sinn. Eine unbezahlbare Wirkung.


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Autor

WILLY RÜEGG

Historiker und Präsident des Veteranen- und Seniorenvereins (VSV) des Kaufmännischen Verbands Zürich