Alle reden von lebenslangem Lernen, Weiterbildungen und Zusatzausbildungen, um für den digitalen Wandel gerüstet zu sein. Doch wie schafft man es, damit das Gelernte auch im Gedächtnis bleibt? Auf welche Hilfsmittel können Firmen zurückgreifen? Was sind die neuesten Trends im digitalen Lernen?

Denken Sie an Ihre letzte Weiterbildungsveranstaltung und fragen Sie sich, wie viel Ihnen davon noch im Gedächtnis geblieben ist. Und wie viel haben Sie dann auch tatsächlich umgesetzt? Neue Studien bestätigen: Bereits nach einer Stunde vergessen wir 50 Prozent, nach einem Tag liegt der Wert bei 70 Prozent und nach einer Woche bei bis zu 90 Prozent! Wenn wir dann die Hälfte dessen umsetzen, was uns noch in Erinnerung geblieben ist, dann liegt der Wirkungsgrad der Schulungsmassnahme noch bei 5 Prozent. Von 100 Franken an Investition in eine klassische Weiterbildungsmassnahme bleiben 5 Franken ‒ der Rest verpufft.

Lernen ist eine Reise.

Was sagt uns das über die Anforderungen an effektive Weiterbildungsmassnahmen? Wie können wir deren Wirkungsgrad erhöhen und wie können neue Technologien dabei helfen? Zunächst einmal gilt es, sich von der Vorstellung zu verabschieden, dass ich an festen Terminen ‒ im Rahmen von Weiterbildungsveranstaltungen ‒ etwas LERNE, damit ich das dann später hoffentlich BRAUCHE und KANN und auch noch ANWENDE. Die Frage, was ich nach einer Weiterbildungsveranstaltung mache, um den Lerntransfer sicherzustellen, wird wichtiger als die Frage, was ich während der Veranstaltung mache. Wir sollten weniger in Lernevents denken als in Lernreisen. Die Grenzen von Lernen und Anwenden verschwimmen immer mehr. Mitarbeitende brauchen ein Lernangebot, das möglichst individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist und jederzeit an jedem Ort verfügbar ist.

Lerntransferaufgaben, Praxisprojekte als Teil einer Weiterbildungsmassnahme und Trainer, die mehr zum Lernbegleiter werden, sind eine Möglichkeit, um nachhaltigere Weiterbildungsformate zu gestalten. Digitale Massnahmen sind eine andere Möglichkeit. Und denken Sie jetzt nicht an Ihr letztes Compliance-E-Learning, bei dem Sie sich durch eine Powerpoint-Präsentation klicken mussten, um dann einen Multiple-Choice-Test zu bestehen. Das hat mit Lernen nichts zu tun.

Lernen: selbstbestimmt, interaktiv — und messbar.

Wie wäre es, wenn Sie unterwegs im Tram oder Bus eine interaktive Übung machen könnten, die das Gelernte festigt? Selbstbestimmt, wann immer, wie immer, nur drei Mal die Woche für fünf Minuten, als eigenständige Übung, im Wettbewerb mit Kolleginnen oder als Team. Wie wäre es, wenn das alles mit einem kurzen Tippen auf Ihr Smartphone verfügbar wäre und wenn Ihnen eine App dann zielgerichtete Lerneinheiten (z.B. Youtube-ähnliche Videos) anbietet ‒ 90 Sekunden zu den Themen, die Sie nicht lösen konnten? Und wie wäre es, wenn sich die App dynamisch auf Ihre Kompetenzen anpasst, Sie also andere Übungen und Lernressourcen angeboten bekommen als Ihre Kolleginnen und Kollegen? Wie wäre es, wenn Sie eine Lerntransferaufgabe abrufen, Ihre Antwort per Video aufnehmen, an einen Coach senden und dann innerhalb von 24 Stunden Feedback bekommen? Und nun stellen Sie sich vor, Sie sind der oder die Verantwortliche dieser Schulungsmassnahme: Wie wäre es, wenn Sie messen könnten, welche Kompetenzen wie stark ausgeprägt sind, wo die grössten Probleme liegen und wie Sie darauf reagieren können?

Digitales Lernen macht Interaktion gehaltvoller.

All das sind Beispiele, wie eine Schulungskampagne digital angereichert werden kann. Empirische Messungen ergaben eine Zustimmung der Lernenden zu den entsprechenden digitalen Lernformaten von 95 Prozent, eine um 80 Prozent höhere Beteiligung, um 50 Prozent verbesserte Lerneffekte und einen positiven Zusammenhang zu den betroffenen Geschäftszielen. Umarmen Sie die Digitalisierung und nutzen Sie sie. Der Trend zur zunehmenden Digitalisierung von Weiterbildungsangeboten wird weitergehen und viele Unternehmen sind heute gefordert, zumindest 30 bis 50 Prozent der Lernzeit über digitale Medien abzudecken. Das heisst nicht, dass Präsenzveranstaltungen damit überflüssig werden. Ganz im Gegenteil: Nutzen Sie digitale Möglichkeiten, um die persönlichen Interaktionen gehaltvoller zu machen, da Teilnehmende besser vor- und nachbereitet sind.


 

Autor

Dr. Sebastian Frankenberger ist Geschäftsführer und Teilhaber von SwissVBS.
Das Unternehmen für Schulungs- und Performance-Support-Lösungen hat mit ECHO eine mehrfach preisgekrönte App entwickelt, die den Lerneffekt verstärkt. swissvbs.com