Der Blick in die Chefetagen und Verwaltungsräte zeigt ein klares Bild: Frauen sind immer noch deutlich untervertreten. Auch im 21. Jahrhundert ist es für weibliche Angestellte nicht leicht, die gläserne Decke zu einer Führungsposition zu durchbrechen.

Ein gern aufgeführter Grund ist eine mögliche Mutterschaft. Öfters liegt es aber wohl an Männern, die Frauen nicht als gleichwertig anerkennen können. Trotzdem: Der Macho, der so viel Angst vor Frauen hat, dass er sie höchstens als Sekretärin oder Putzfrau ertragen kann, stirbt langsam aus.

Frauen sind den heutigen Anforderungen besser gewachsen

Zahlreiche Studien belegen, dass sich weibliche Verhaltenstendenzen besonders für eine moderne Führung in einer vernetzten Welt eignen. Frauen gelten als teamfähiger, kooperativer, kompromissbereiter und weitsichtiger als Männer. Auch Psychologe und Managementcoach Werner Dopfer ist überzeugt davon, dass Frauen die besseren Chefs sind. In seinem im Herbst 2016 erschienenen Buch «Mama-Trauma – Warum Männer sich nicht von Frauen führen lassen» stellt er die These auf, dass Männer Chefinnen nicht akzeptieren, weil sie sich vor starken Frauen fürchten.

Fehlinterpretationen führen zu Frust und Unzufriedenheit

Zusammengefasst geht es beim Mama-Trauma darum, dass die Männer in ihrer Kindheit meist von Frauen umgeben sind: Mutter, Erzieherin, Lehrerin. Ihre Väter sind häufig abwesend. „Wenn die weiblichen Bezugspersonen das typisch männliche Verhalten nicht richtig interpretieren, was für eine Frau ja auch nicht einfach ist, und entsprechende Bedürfnisse bewusst oder unbewusst übergehen, bleibt das nicht ohne Auswirkungen“, sagt Dopfer.

«Eine spätere Chefin dient dann häufig als Projektionsfläche und bekommt den Frust ab.» Dopfer

Anerkennung ist zentral

Ein häufiger Fehler, den weibliche Führungskräfte machen würden: Sie weisen die Männer vor anderen in ihre Schranken. Das werde gar nicht gut aufgenommen, weil es unter Umständen an die eigene Mutter erinnere, sagt der deutsche Psychologe. Ebenso schwierig sei es, einem Mann das Gefühl zu geben, bedeutungslos zu sein, oder wenn er nicht genug Anerkennung für seine Taten und seine Leistungen erhält. «Jeder Mann möchte ein kleiner Held sein.»


Mit diesen Tipps behauptet sich Frau in der Führungsetage


Wer nach oben will, kann nicht von allen geliebt werden
Führungspersonen müssen immer wieder Massnahmen umsetzen und Entscheide fällen, die dem Wohle des Unternehmens dienen, für die Angestellten jedoch unangenehme Konsequenzen haben. Es ist wichtiger, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Talenten und Kompetenzen gemäss einzusetzen, konsequent und transparent zu führen, als beliebt zu sein.

Klare Linie vorgeben
Eine gute Strategie ist wichtig, doch sollte sie flexibel sein, damit auch Platz für neue Ideen – insbesondere von Mitarbeitenden – bleibt. Auch sollte sie klar kommuniziert und konsequent umgesetzt werden. Eine Chefin, die ständig den Kurs wechselt, wird nicht ernst genommen.

Sachliche, aber freundliche Kommunikation
Emotionale Distanz ist ebenso wichtig wie freundlich-sachliche Kommunikation. Hysterische Schreianfälle – man kennt sie auch von cholerischen Chefs – kommen nicht gut an. Wer zu viele Emotionen zeigt, offenbart auch seine Schwächen.

Transparente Kommunikation
Nicht alles, was im Unternehmen vor sich geht, ist für die Ohren der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestimmt. Werden sie jedoch über die neusten Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten und an bestimmten Punkten vielleicht sogar aktiv miteinbezogen, steigt die Identifikation mit dem Betrieb – und ihrer Chefin – stärker, als wenn sie nur knappe Aufträge bekommen.

Der Kniff mit den sprachlichen Nuancen
Sagen Sie «Erledigen Sie dies bitte zuerst» statt «Ich hätte gern, dass Sie das hier zuerst erledigen.»  So klein die Nuance ist, so ist essenziell ist sie, zeigt sie doch klar, wer hier das Sagen hat.

Alle Mitarbeitenden sind gleich
Man kennt das von Chefs: Sie flirten gern mit den Mitarbeiterinnen. Auch weibliche Führungskräfte neigen dazu, mit männlichen Angestellten zu flirten. Weibliche Angestellte jedoch werden eher kühl behandelt. Keine gute Idee! Wer Gleichbehandlung erwartet, sollte diese auch selbst umsetzen. Fairness im Betrieb oder im Alltag sollte allen Geschlechtern gewährt werden.


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Was haben Sie für Erfahrungen gemacht – als Chefin oder als männlicher Mitarbeitender? Diskutieren Sie mit.