Digitalisierung, Automatisierung und die Globalisierung verändern nicht nur die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten, sondern auch die Anforderungen an den Nachwuchs. In dieser dynamischen Umgebung sind klassische Fachkenntnisse weiterhin wichtig. Doch zunehmend rücken überfachliche Kompetenzen in den Mittelpunkt. Kaufmännische Lernende müssen auf diese Zukunft vorbereitet werden.

Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, wurde im Jahr 2023 die KV-Reform eingeführt. Sie setzt bewusst auf eine handlungsorientierte Kompetenzentwicklung, die weit über das reine Aneignen von Wissen hinausgeht. Ziel ist es, die Lernenden dazu zu befähigen, Probleme selbstständig zu lösen, kritisch zu hinterfragen, kreativ zu denken sowie in verschiedenen Teams effektiv zu kommunizieren und zu kooperieren.

Leitinstrument der neuen Bildungsverordnung BiVo sind die Praxisaufträge. Diese ermöglichen es den Lernenden, ihre Fähigkeiten in realitätsnahen Aufgabenstellungen anzuwenden und zu vertiefen. Durch die Bearbeitung der Praxisaufträge werden nicht nur fachliche Inhalte vermittelt, sondern auch wesentliche Schlüsselkompetenzen gefördert. Dabei liegt der Fokus auf einem ganzheitlichen Lernansatz, bei dem Wissen nicht isoliert betrachtet, sondern in praxisbezogenen Kontexten angewendet wird. Dies führt zu einer nachhaltigen Verankerung der Kompetenzen, da sie durch eigenständige Anwendung im Berufsalltag immer wieder geübt und vertieft werden.

Die Fachgruppe wbp ‒ Wir Berufs- und Praxisbildner:innen ‒ empfiehlt Führungskräften von KV-Lernenden schon lange die Förderung nachfolgender Kompetenzen im betrieblichen Alltag:

Kreativität: Die Fähigkeit, innovative Lösungen zu entwickeln und sich flexibel auf neue Herausforderungen einzustellen, ist in einer digitalisierten Welt unerlässlich. Durch praxisnahe Aufgabenstellungen lernen die angehenden Kaufleute, kreative Denkweisen zu entwickeln und neue Lösungsansätze zu erproben. Etwas, das – so melden es die Lernenden zurück – sinnvoll ist und Spass macht.

Kritisches Denken: Die Fähigkeit, Informationen zu hinterfragen, Sachverhalte zu analysieren und fundierte Entscheidungen zu treffen, ist in einer Zeit des schnellen Wandels entscheidender denn je. Führungskräfte sollen ihre Lernenden dazu auffordern, Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und damit reflektierte Entscheidungen zu treffen. Das hilft nicht nur in der Lehre – sondern auch im Leben generell.

Kommunikation: In einer zunehmend vernetzten Welt ist es wichtig, Gedanken klar und verständlich auszudrücken – sei es schriftlich oder mündlich. In einer digitalen Welt macht echte soziale Interaktion den Unterschied.

Kollaboration: Erfolgreiche Teamarbeit erfordert die Fähigkeit, mit Menschen aus unterschiedlichen Fachrichtungen, Kulturen und Generationen zusammenzuarbeiten. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit entwickelt die Teamfähigkeit der Lernenden und trägt entscheidend zum beruflichen und persönlichen Weiterkommen bei.

Die Konzentration auf die Kompetenzen der Zukunft ermöglicht eine moderne und praxisnahe Ausbildung, die Lernende optimal auf die beruflichen Herausforderungen von morgen vorbereitet. Durch die Handlungskompetenzorientierung erwerben die angehenden Kaufleute nicht nur fachliches Know-how, sondern auch überfachliche Fähigkeiten, die sie befähigen, zukunftsorientiert zu handeln. Mit dieser ganzheitlichen Ausrichtung schafft die Reform eine solide Grundlage für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn. Weitsichtige Berufs- und Praxisbildner:innen begleiten den Wandel aktiv und entwickeln ihre eigenen Kompetenzen parallel zu den Lernenden weiter.


Über die Autorin

Vera Class, MAS Wirt­schafts­psy­cho­lo­gie FHNW, eidg. dipl. Kom­mu­ni­ka­ti­ons­lei­te­rin, eidg. FA Aus­bild­ne­rin, ist Be­rufs­bil­dungs­ex­per­tin und lei­tet die na­tio­na­le Fach­grup­pe wbp – Wir Be­rufs- und Pra­xis­bild­ner:in­nen.