Im zweiten Teil zum Blogbeitrag «Die KV-Lehre im Wandel der Zeit» erläutern die beiden Kaufleute Jan und seine Mutter Jeanette Bachmann, welche Kontraste sie zwischen früher und heute sehen und wie sie der Digitalisierung gegenüberstehen.
Haben Sie den Teil 1 noch nicht gelesen? Hier finden Sie den Blogbeitrag.
War früher alles besser?
„Sicher nicht,“ lacht Jeannette Bachmann. Doch gibt sie zu bedenken: „Lernende stehen heute stärker unter Druck – im Zuge der Digitalisierung wird mehr erwartet. Auch Jan Bachmann ist der Meinung, dass der Leistungsdruck heute grösser ist als vor 30 Jahren: „Die Anforderungen sind hoch, die Zeit ist knapp, und den Lernenden wird viel abverlangt, auch durch die ständige Erreichbarkeit und Verfügbarkeit von Informationen online.“
Grundsätzlich sieht Jan die neuen Möglichkeiten, die digitale Medien eröffnen, jedoch klar als Vorteil im Vergleich zu früher: „Internet, Tablets, Apps und Chats machen sowohl die Informationsbeschaffung als auch den Austausch mit anderen viel einfacher.“ Doch fügt er hinzu: „Es ist in der KV-Lehre heute nicht so, dass alles nur noch online abläuft. Neue Medien haben die Lehrbücher nicht ersetzt, sie dienen vielmehr als ergänzende oder vertiefende Lernoption.»
Was ist heute besser?
Eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu ihrer eigenen Lehrzeit erkennt Jeannette Bachmann in der Wertschätzung, die ihrem Sohn in der Banklehre entgegengebracht wurde: „Der Respekt für uns Lernende war damals eher gering. Wir galten als billige Arbeitskräfte. Hauptsache die Arbeit wurde erledigt, egal, ob die Tätigkeit für unsere Ausbildung relevant war.“
Ganz anders bei ihrem Sohn: „Ich wurde während meiner gesamten Lehrzeit sehr gut betreut, ich hatte immer eine Ansprechperson, wurde unterstützt, aber auch gefordert. Beim halbjährlichen Abteilungswechsel wurden wir in den ersten zwei Wochen sorgfältig in die jeweiligen Ziele und Schritte eingeführt. Dies beinhaltete neben den zu erwerbenden Sach- und Methodenkompetenzen auch Sozialkompetenzen – ich wusste also immer, was von mir erwartet wurde.
Dasselbe gilt auch für die Leistungskontrolle. Jeanette Bachmann: „Lernende arbeiten heutzutage sehr viel zielgerichteter. Sie haben einen Ausbildungsplan, den sie erfüllen müssen, auf den sie sich in schwierigen Situationen aber auch berufen können. Im Vergleich zu den heutigen Arbeits- und Lernsituationen (ALS) und Prozesseinheiten (PE) war es damals bezüglich Lernziele oder Lehrpläne nicht weit her: Rückmeldungen waren spärlich gesät.»
Digitalisierung als Bedrohung?
Sorgen, dass seine Arbeit aufgrund der Digitalisierung bald nicht mehr gebraucht wird, macht sich Jan Bachmann keine. Er ist überzeugt: „Wenn es um Geld geht, werden Kunden auch weiterhin lieber face-to-face mit einem menschlichen Wesen sprechen.“ Dennoch nimmt er den abschliessenden Rat seiner Mutter dankend an: „Berufe verändern sich, darum ist es wichtig, sich weiterzubilden. Interessiere dich für das Neue, geh mit dem Wandel und bleib flexibel in Gedanken und Taten – so bleiben dir die Türen offen und du kannst zuversichtlich in die Zukunft schauen.“
Event-Tipp: Hat die KV-Lehre eine Zukunft? An unserer Informationsveranstaltung „Eine KV-Lehre mit Zukunft“ für Eltern und Interessierte gehen wir der Frage auf den Grund.
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